Historisch-kritische Darstellung der Pockenseuchen : des gesammten Impf- und Revaccinationswesens im Königreiche Württemberg innerhalb der fünf Jahre Juli 1831 bis Juni 1836.

  • Heim, Franz.
Date:
1838
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Credit: Historisch-kritische Darstellung der Pockenseuchen : des gesammten Impf- und Revaccinationswesens im Königreiche Württemberg innerhalb der fünf Jahre Juli 1831 bis Juni 1836. Source: Wellcome Collection.

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    sichtbar geblieben. Die 8 mit guten Impfnarben versehenen Geschwi- ster, die mit ihr zusammenlebten, blieben gesund. In Döffingen (1063 E.) erkrankte ein 26 J. alter Weber von schwächlicher Konstitution, seit Kurzem verheirathet— in seiner Jugend, und bei Gelegenheit der im J. 1833 angeordneten Itevaccination der Ungeschüzten, — das Leztemal jedoch ohne Erfolg geimpft, im Anfange des Juni 1835 an allgemeinen Fiebersymptomen. Im Jahre vorher hatte er bei der im Ort herrschenden Ruhr- und Schleimfieberepidemie das leztere in einem schweren Grade durchgemacht, sich jedoch zur Zeit seiner abermaligen Erkrankung vollkommen erholt. Die allgemeine Fieberaufregung hatte 3 Tage gedauert, als sich unter Erleichterung im Gesichte, dem Halse, auf der Brust, und die folgenden 2 Tage auch an den Extremitäten kleine Stippchen erhoben, die in ihrer Mitte ein hartes Knötchen zeigten. Vom 6. bis zum 9. Tage halte das Fieber völlig aufgehört, während welcher Zeit sich die Stippchen allmälig mit klarer Lymphe füllten und eine halbkugelige Form annahmen, in ihrer Mitte eine kleine Vertiefung zeigend. Am 9. Tage begann das Stadium der Suppuration mit wieder eintretendem heftigem Fieber und sehr starker Turgescenz der ganzen Ilautoberlläche, so dass die Bewegungen erschwert, und, weil namentlich das Gesicht vom Exantheme sehr über- laden war, die Gesichtszüge des Kranken völlig unkenntlich waren; die Blattern koiifluirten jedoch nicht. In 3 Tagen hatte sich diese Periode ebenfalls geschlossen. Die Austrockuung der Pusteln ging sehr rasch vor sich; die Krusten fielen zum Theil zuerst im Gesichte ab, zum Theil wurden sie von dem Kranken abgerissen, und fielen nachher au den übrigen Theilen je nach der Priorität ihres Auftretens ab. Im Gesichte blieben viele charakteristische Narben der bestandenen Variola vera zurück. Der Ursprung der Krankheit wurde nicht bekannt; das Gerücht trug sich, dass in einigen Ortschaften des Oberamtes Calw die Menschenpocken herrschten. Ob diess wahr gewesen sey und ob sie in einem Orte geherrscht haben, das der Weber kurze Zeit vor seiner Erkrankung auf seinem Wege nach Calw durchreiste, ist uner- mittclt geblieben. Das Impf-Geschäft, welchem sich Dr. Theurer mit Zeit- und Müheaufwand selbst unterzog, wurde bei sämmtlicheu Kindern im Orte schnell vollendet. Alle Kinder unter 14 J., so wie die im J. 1833 zur Itevaccination bezeichneten, oder neu in den Ort gekommenen Personen wurden zur Vorweisung der Impfnarben ange- halten, und die mit mangelhaften Narben, den bestehenden Verordnun- gen gemäss, der Revaccination unterworfen, was ohne alle Schwierig- keit geschah. Uebrigens muss bemerkt werden, dass schon im J. 1833 eine grosse Zahl Erwachsener sich freiwillig nach geschehener Auffor- derung und Belehrung der Revaccination unterzogen hatte. Bei den im J. 1835 Revaccinirtcn war der Erfolg meist gut. In 4 von den 5 innerhalb 3 Jahren von den Pocken heimgesuchten Orten des Oberamts-