Volume 2

Medicinisch-chirurgisch-therapeutisches Wörterbuch oder Repertorium der vorzüglichsten Kurarten, die in dem Zeitraume von 1750 bis 1838, mit Rückblicken auf die ältere und älteste Zeit ... angewendet ... worden sind / Hrsg. durch einen Verein von Aerzten. Mit einem Vorworte des Geheimen Medicinal-Raths, Professors Dr. Barez.

Date:
1839-1840
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Credit: Medicinisch-chirurgisch-therapeutisches Wörterbuch oder Repertorium der vorzüglichsten Kurarten, die in dem Zeitraume von 1750 bis 1838, mit Rückblicken auf die ältere und älteste Zeit ... angewendet ... worden sind / Hrsg. durch einen Verein von Aerzten. Mit einem Vorworte des Geheimen Medicinal-Raths, Professors Dr. Barez. Source: Wellcome Collection.

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    Blutverlust herbeigeführter Ohnmacht fo- mentire man die Extremitäten mit warm ge¬ machtem Wein, oder mit aromatischen Auf¬ güssen, suche jedoch jedes stärkere Reiz¬ mittel — weil dadurch die Blutung aufs Neue sich einstellt — zu vermeiden. Tritt ! hingegen die Ohnmacht während der Härna- temesis ein, so sehe man ganz vorzüglich darauf, dass das Blut in der Mund- und Rachenhöhle nicht zu einer pulpösen Masse gerinne, und dadurch der Luft den Weg durch die Lungen versperre. ln dieser Lage befand sich vor 35 Jahren der Guar- t dian eines Klosters zu Rastadt — es war ein Mann von mittleren Jahren, bereits seit längerer Zeit tiefen., wissenschaftlichen Stu¬ dien zu eifrig ergeben, bisher an heftigen Schmerzen in der epigastrischen Gegend, an nauseöseu, dyspeptischen Beschwerden und Anorexie leidend, und dem Genüsse spiri- tuöser Getränke, so wie des Kaffees zu sehr huldigend — der, sich selbst überlas¬ sen, nach Entleerung sehr bedeutender, i ganz schwarzer Blutmassen, erschöpft hin- Ifiel, und in diesem Zustande, einer Leiche gleich, von einem hinzugekommenen Freunde i angetroffen wurde. Schleunigst herbeige¬ rufen suchte ich den, einige Wärme ab¬ gerechnet, keine Lebensspur mehr of¬ fenbarenden Kranken augenblicklich von dem den Schlund ausfüllenden Blutklum- i pen zu befreien; durch das oben an¬ gegebene Verfahren gelang es mir, den nun ins Bett gebrachten Kranken den Armen des Todes zu entreissen. — Wurde vielleicht die Hämatemesis durch einen während des Genusses eines unreinen Wassers in den Magen gelangten Blutegel herbeigeführt, so reiche man etwas in Essig oder in Wasser aufgelöstes Seesalz. Entstand die Hämate¬ mesis durch Gift, so werden zerset¬ zende, abstumpfende oder wenigstens ein- hüllende Mittel in Anwendung kommen. Die während des Geburtsakts sich einstel¬ lende, heftig anhaltende Hämatemesis lässt sich nur durch eine rasche künstliche Ent¬ bindung bekämpfen. Hat das Blutbrechen endlich aufgehört, so verordne man bei un¬ unterbrochener körperlicher Ruhe — wenn es der Schwächezustand des Kranken er¬ heischt und der Magen verträgt — öfters gereichte, jedoch nur in kleinen Portionen und nicht zu warm genossene, mit Sauer- ampf bereitete Fleischsuppen, säuerliche Ge¬ tränke, Molken, wozu Citronensaft oder Schwefelsäure genommen werden, Butter¬ milch u. dgl. Da das in den Darmkanal er¬ gossene Blut leicht in Fäulniss übergeht, wenn es nicht bald durch Kunsthülfe ausge- scbieden wird, und ein noch gefährlicheres Debel, als die Hämatemesis ist, herbeizu¬ führen vermag, so werden aus Molken oder Wasser in Verbindung mit etwas Honig und Essig bereitete und oftmals des Tags, doch nur in kleinen Quantitäten beigebrachte Lavements vor Allem hier dringend indicirt sein. Stärker eingreifende Laxanzen müssen, ihres zu heftig auf den verletzten, an krankhaft gesteigerter Em¬ pfindlichkeit leidenden Magen auszuübenden Reizes wegen, ganz vorzüglich vermieden werden. Den folgenden Tag kann man iu- dess, ausser den erwähnten Klystiren, noch Tamarindenmolken, eine Manna- oder Cassienmarkauflösung in Wasser — wenn keine dadurch erregten nauseö- sen Zufälle den Gebrauch dieser Mittel ver¬ bieten — bis 2 — 3 Stühle erfolgen, und die excrementiciellen Stoffe wieder ihre ge¬ wöhnliche Färbung inanifestiren, nehmen lassen. Ist dem Allen bereits Genüge ge¬ schehen, so wird auch eine weniger strenge Diät verstattet werden können. Man reiche daher dem Kranken mit Reiss, Gerste oder Brot zubereitete Fleischsuppen und biswei¬ len weichgekochte Eier. Die Verhütung, Milderung oder Beseitigung der traurigen Rückwirkung dieses Uebels wird sich nach den verschiedenartig modificirten Causal- momenten richten, die zu seinem Entste¬ hen Anlass gaben, so wie im Allgemeinen die bereits angegebene prophylactische Be¬ handlung auch hier ihren Platz findet. (Frank, Peter, die ßehdlg. der Krankheiten des Menschen. A. d. Lat. übers, v. Sobern- heim. Berlin, 1831. ThI. VI. S. 134 — 138.) GEN DRIN, A. N. Sobald das Erschei¬ nen der Vorläufer den Austritt von Blut in den Magen wahrscheinlich macht, muss die rationelle Behandlung auf die Bekäm¬ pfung der Congestion des Magens gerichtet werden. Um dieser Indication zu genügen, muss diese Plethora, von der die Congestion vielleicht abhängt, geradezu bekämpft, es müssen die Gelasse des Magens durch die dazu geeigneten Blutentziehungen ent¬ leert werden. Der grosse Durchmesser der Arterien, die zu dem Magen gehen, die Kürze des Stammes, der diese Arterien ab- giebt, sein unmittelbarer Ursprung aus der Aorta gebieten nur allgemeine Blut¬ entziehungen, welche die Blutmeuge in diesen grossen Gefässen rasch und di¬ rect vermindern , und so die erhöhte Thä- tigkeit derselben mässigen. Nachdem die¬ ser Indication schnell und kühn Genüge ge¬ leistet ist, bleiben noch die aus den Ursachen, welche die Congestion nach dem Magen herbeiführen oder unterhalten, zu erfüllen. Entstand diese z. B. aus zufälliger Unter¬ drückung eines andern ßlutllusses, so sind die geeigneten Mittel anzuwenden, um eine lebhafte Congestion in dem Sitze des frühe¬ ren Blutflusses anzuregen und auf ihn die in dem Magen entstandene Geneigtheit zur Blutungabzuleiten. Man setze also Schröpf- köpfe, oder lege Senf teige auf die Gliedmassen , die Bauch- und Brustwandun- gen, den Rücken u. s. w.; sie werden meist bei gehöriger Anwendung die Congestion des Magens beseitigen und die Blutung ver¬ hüten. Ist die Erstere nur erst seit kurzer Zeit entstanden, so verschwindet sie ge¬ wöhnlich sehr rasch; es reicht dazu oft schon die Erregung einer vorübergehenden