Volume 2

Medicinisch-chirurgisch-therapeutisches Wörterbuch oder Repertorium der vorzüglichsten Kurarten, die in dem Zeitraume von 1750 bis 1838, mit Rückblicken auf die ältere und älteste Zeit ... angewendet ... worden sind / Hrsg. durch einen Verein von Aerzten. Mit einem Vorworte des Geheimen Medicinal-Raths, Professors Dr. Barez.

Date:
1839-1840
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Medicinisch-chirurgisch-therapeutisches Wörterbuch oder Repertorium der vorzüglichsten Kurarten, die in dem Zeitraume von 1750 bis 1838, mit Rückblicken auf die ältere und älteste Zeit ... angewendet ... worden sind / Hrsg. durch einen Verein von Aerzten. Mit einem Vorworte des Geheimen Medicinal-Raths, Professors Dr. Barez. Source: Wellcome Collection.

    732/748 (page 724)
    wird 5 dass er ausserdem kaltes Wasser tlei- s>üg trinkt, sieh mit kaltem Wasser gurgelt und von der Ti net. jodi wochenlang einen reichlichen Gebrauch macht, so lange nicht Leibschmerzen und Durchfälle eintret en. Bemerkt man nun am Gaumensegel, da wo es bogenförmig von dem Zäpfchen nach beiden Seiten heruutersteigt, scharf abge¬ schnittene Ränder, so darf man annehmen, dass von diesen Theileu aus keine Ver¬ schlimmerung für den Kraukheitszustand der Eustachischen Trompete zu befürchten, und dass es Zeit ist, den Letztem geradezu anzugreifen. Das einzig sichere Verfahren bei Verstopfung der Eustachischen Trom¬ pete bleibt immer eine direkte Einwirkung auf die Mündung derselben in die Rachen- bohle und von da aus auf die in der Eu¬ stachischen Trompete befindlichen JSchleim- auhäufungen. Wir haben vor einigen Jah¬ ren die Wasserdo liehe mit grossem Nutzen und Erfolge angewendet, und er¬ klären dieselbe auch noch jetzt für anwend¬ bar, geben aber der Luf'tdnuche den¬ noch den Vorzug. Man muss die Luff- douche Anfangs immer mit massiger Kraft wirken lassen, um erst den Eindruck zu beobachten, welchen sie auf das kranke Ohr macht. Man geht an? Sichersten, wenn mau die Luft in der Maschine kräftig com- primirt, sein Ohr an das Ohr des Patienten dicht anlegt, und den Hahn der Maschine langsam öffnet. Hört man dabei gar kein Eindringen der Luft in die Eustachische Trompete, so darf man die Douche mit gan¬ zer Macht wirken lassen, ln den günsti¬ geren Fällen hört man ein ganz entferntes Geräusch; wird der Durchgang freier, so macht die durchs!rinnende Luft ein heulen¬ des Geräusch, welches sich zuletzt bei voll¬ kommen freiem Audrange gegen das Trom¬ melfell in ein brausendes Geräusch verwan¬ delt, wie wenn ein starker Regen auf Räume liiederfäilt. Hierin besitzt man den besten Massstab für die Länge, Wieder¬ holung, und ganz besonders für die .Stärke der einzelnen Üouchen. Sind beide Ohren leidend, so werden beide, eins nach dem andern , gedoucht. Nach jeder Douche, die »-ich bis zum Trommelfell hindurch gearbei¬ tet hatte, zeigt sich eine auffallende Resse¬ rung der Hörweite. Hält die Besserung nur wrenige Stunden an, ist sie überhaupt noch nicht bedeutend, so müssen die Sitzungen täglich auf einander folgen; bleibt die Bes¬ serung unverändert bis zum andern Tage und länger, so ist es geratheu, die Luft- douche nicht täglich anzuwenden, aus Furcht, das Gehörorgan zu überreizen; man wartet damit mehrere Tage, selbst Wochen Jang, und gewinnt auf solche Weise die beste prüfende Vorbereitung zu einem endlichen Schlüsse der Kur. Die catarrhalisohe Ent¬ zündung des mittlern Ohres mag nun mit t heil weiser oder vollständiger Wiederher¬ stellung der Hörfähigkeit geheilt worden sein, so verlangt sie doch ganz in der Re¬ gel, ihrer grossen Neigung zu Rezidiven w egen , noch lange nach dein Schlüsse der Behandlung grosse Aufmerksamkeit von Sei¬ ten des Patienten auf alle die Schädlich¬ keiten, welche die Krankheit theils hervor¬ gerufen, tlieils unterhalten und vergrössert haben. — Entzündung des Zellgew e¬ bes und der Knochenhaut i u der T r o m m e 1 h ö h 1 e (ä c li t e, iunere Ohren¬ entzündung). Hat sich die Entzündung völlig ausgebildet, gleichviel ob sie einen acuten oder mehr chronischen Verlauf nimmt, so kauu nur eine sehr kräftig antiphlo¬ gistische Behandlung, auf der mau frei¬ lich bei der acuten Form am Ausdauernd¬ sten beharren muss, den Kranken vielleicht noch retten. Man mache tüchtige Ader¬ lässe, am Liebsten an der Jugularvene, öffne selbst die Schläfenarterie, setze viel Blutegel um das leidende Ohr und au die Schläfe, gebe Calomfe 1 in grossen Dosen, mit stark abführenden Salzen abwech¬ selnd, reibe Mercurialsalbe um das Ohr herum ein, und lege, so lange das Gehirnleiden es irgend verstauet, fortwäh¬ rend erweichende warme Breium¬ schläge auf das leidende Ohr, während der Gehörgang mit lauwarmem, süssem Mandelöl gefüllt wird. Dies letztere, ört¬ lich erreichende Verfahren wird ganz be¬ sonders uothwendig, wenn die Unterdriik- kung eines länger schon bestandenen ühren- fiiHses Veranlassung zur Entzündung des mittlern Obres gegebeu hat , oder auch nur gegeben zu haben scheint; die Breiumschläge müssen dann so lange fortgesetzt werden, bis der Ausfluss wieder eint ritt, und alle fremdartigen Empfindungen aus dem Ohre sich verloren haben. Unter dieser örtlichen und allgemeinen Behandlung öffnet sich das Trommelfell, gestattet dem angesammelten Eiter freien Abfluss, der, so lange entzünd¬ liche Symptome ihn noch begleiten, durch dieselben erweichenden Mittel, so wie durch eine passende üSeitenlage des Kranken un¬ terhalten wird. Verliert sich der eigentlich entzündliche Charakter, so darf man die Trommelhöhle durch milde, vorsichtige Ein¬ spritzungen mit lauwarmem Wasser reini¬ gen, eiue schwache Bleisolution ein¬ giessen, und B r ecli wei u s t ei ns a I be un¬ terhalb des Processus inastoideus bis zu er¬ giebiger Eiterung einreiben. Dieselbe Be¬ handlung ist nothwendig, wTenn der chro¬ nische Verlauf des Uebels eiue lange fortge¬ setzte Antiphlogistik nicht zulässig macht. Lässt sich in dem Zitzenfortsatze Fluctua- tion oder auch nur Nachgiebigkeit der Kuo- cheudecken gegen den Eingerdruck ent¬ decken, so zerschneide mau die Haut des Zitzenfortsatzes, und, wenn es nöthig ist, auch die Knochendecke, hüte sich aber vor allen reizenden Einspritzungen, so lange noch eine Spur entzündlicher Reizung in dem ergriffenen Organe vorhanden ist. Fort¬ gesetzte, erweichende, warme Umschläge, sanfte Einspritzungen von lauwarmem Was¬ ser siud das Beste, w as man benutzen kann. Späterhin empfehlen sich auch hier