Handbuch der Physiologie des Menschen : Edited by J.von Kries et al.

  • Nagel, Milibald editor.
Date:
1905
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Credit: Handbuch der Physiologie des Menschen : Edited by J.von Kries et al. Source: Wellcome Collection.

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    Kapsel haben eine schleimige Konsistenz und deshalb kein Bestreben, Eigen- form anzunehmen. Schweiggeri) j^at darauf aul'merksam gemacht, daC sogar Linsen mit verfiussigtem Inbalte der Kugelform zustreben, Avenn keine auiJere Kraft auf sie einwirkt. Die Spannung der Zonula im ruhenden Auge erfolgt nach der Ansicht Helmholtz' so, daij Linse, Zonula und Aderhaut eine geschlossene, vom Glaskorper prall gefiillte Kapsel bildeu und daB die Spannung dieser Telle durch den Druck im Augeninnern unterhalten werde. Dieser Teil der Helmholtzschen Theorie ist unhaltbar, erstens well aus den Beobachtungen von Hess und Heine 2) zu folgern ist, daJ3 die Accommodation bei unverandertem Glaskorperdruck vor sich geht, wiibrend nach der Helmholtz- schen Theorie jener Druck abnehmen miUBte, zweitens, weil B e e r am enukleierten Affenauge und Heine am Menschenauge beobachtet haben, daI3 eine Accommodation durch Keizung des Ciliarmuskels noch moglich ist, wenn in die hintere Augenwand ein Loch eingeschnitten ist, mithin der Glaskorper- druck gleich Null geworden ist. Mithin muU die Spannung der Aderhaut und der Zonulafasern in der Art der Entwickelung und Befestigung dieser Gebilde begriindet sein. DaB an der Gestaltveranderung der Linse durch Anspannung oder Entspannung der Zonula fast nur die vordere Linsenflache beteiligt ist, ist wohl darauf zuriickzufiihren, daC infolge der Art der Anordnung der Zonula- fasern die Aderhautspannung sich hauptsachlich auf die an der vorderen Linsenkapsel anheftenden Zonulafasern ubertragt, welche am meisten in die Richtung fallen, in der die Aderhaut an der Zonula einen Zug ausiibt. C. Mafi der Accommodation. Durch die Accommodation andert sich die Lage der Kardinalpunkte des Auges. Fur die oben angegebene Anderung der Linsenkriimmung imnormalen jugendlichen Auge bei starkster Accommodation tritt eine Verlagerung der Hauptpunkte nach hinten von etwas iiber 0,1 mm, eine Verlagerung der Knotenpunkte nach vorn von etwas weniger als 0,5 mm ein, so daJB nun ein reduziertes Auge resultiert, dessen Radius rund 4,5 mm betragt und dessen Flache nur wenig hinter der Flache des reduzierten, nicht accommo- dierten Auges liegt. Der vordere Brennpunkt liegt 14 mm vor, der hintere 18,5 mm hinter dem Hauptpunkt. Auf der Netzhaut entstehen in diesem FaDe scharfe Bilder von Gegenstanden, die in etwa 0,12 m Entfernung vor dem Auge stehen. Den auf der optischen Achse in dieser Entfernung gelegenen Punkt, auf den das Auge jetzt eingestellt ist, nennen wir Nahepunkt. Die Strecke zwischen Fernpunkt und Nahepunkt heiCt Accommo- dationsgebiet, sie umfaCt alle Punkte, auf die das Auge sich ein- stellen kann. Durch die Accommodation wird die Brechkraft des Auges verstarkt, so daC jetzt Strahlen, die divergent einfalien, doch noch so gebrochen werden, daJ3 sie sich auf der Netzhaut zu einem Bilde vereinigen. Der Betrag, um ') Arch f. Augenheilk. 30, 276, 1895. - A. a. O. — Wien. klin. Wocheu- schrift 1898.