Die Ton- und Stimmapparate der Insecten : in anatomisch-physiologischer und akustischer Beziehung / von H. Landois.

  • Landois Hermann, 1835-1905.
Date:
1867
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Ton- und Stimmapparate der Insecten : in anatomisch-physiologischer und akustischer Beziehung / von H. Landois. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    15/90 (page 11)
    Uberzeugen kann. Die Höhe des Tones richtet sich nach der Grösse und Dicke der Flügeldecken; grössere Individuen tönen tiefer, als kleinere. Auf die Klangfarbe' wirkt wesentlich die grössere oder ge- ringere Anzahl der Adern im Flügel ein, eine Beobachtung, welche schon von Fischer1) gemacht wurde: »Stridor eo fortior, quo magis membrana elytri h. e. certae ejus areae tensae venisque incrassalis instructae sunt ex. gr. in Stethophymate cothurnato, Slenobolhro mini-* ato, melanoptero, biguttulo.« Von einer eigentlichen Tonmodulation kann bei den Feldheuschrecken keine Rede sein, der Ton bleibt stets bei demselben Individuum von gleicher Tonhöhe, nur das £iano, Forte, Crescendo, Decrescendo, Accelerando findet seine Anwendung. Wir untersuchten auch die Weibchen auf den Tonapparat, und es stellte sich das Resultat heraus, dass auch bei ihnen ein solcher vor- handen sei, aber nie eine derartige Ausbildung erreicht, dass er zum Tönen benutzt werden könnte. Die kleinen Zähnchen auf der Reib- leiste des Schenkels sind sehr unentwickelt geblieben; sie bilden nur kleine Spitzchen und ragen kaum aus der ringartigen Höhlung, in der sie eingelenkt sind, mit ihren Enden heraus. Auch die Reib- leiste, auf welcher sie stehen, ist nicht so hoch, wie bei den Männchen. Ebenso verhält es sich mit der Ader der Flügeldecken bei den Weib- chen , welche angegeigt werden müsste; auch sie ragt kaum oder gar nicht vor den übrigen Adern der Flügeldecken hervor. Sie bleiben also wahrend ihrer ganzen Lebenszeit völlig stumm. Bei getödteten Exem- plaren gelingt es auch nie, wie es doch bei den Männchen so leicht ist, durch Aneinanderreihen der Schenkel und Flügeldecken einen Ton hervorzulocken. Die verschiedenen Arten der zahlreichen Akridien-Familie haben sämmtlich denselben Tonapparat, mit Ausnahme weniger, die später noch besonders besprochen werden sollen. Die Form der Reibleiste auf dem Schenkel ist überall dieselbe; nur wechselt wohl die Anzahl der Zähnchen derselben. So zählte ich bei Stenobothrus viridulum auf dem rechten Schenkel 119, auf dem linken 116 Zähne. Das Weibchen dieser Art besass nur 99 unentwickelte Zähnchen auf der Reibleiste. In Bezug der Entwickelungsgeschichte des Tonapparates können wir uns sehr kurz fassen. Erst bei der letzten (vierten) Häu- tung kommen die ausgebildeten Flügeldecken zum Vorschein; somit kann erst in diesem Lebensstadium der Tonapparat zur Anwendung kommen. Die Schenkel hingegen zeigen schon viel früher die Reibleiste mit den Zähnchen. Die Zähnchen sind aber in den früheren Stadien 1) Grthoptera Europaea, pag. 293. 2 *