Ueber regulatorische und über cyclische Geistesstörungen : zwei Vorträge gehalten in der Niederrh. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde / von C. Dittmar.

  • Dittmar, C.
Date:
1877
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Credit: Ueber regulatorische und über cyclische Geistesstörungen : zwei Vorträge gehalten in der Niederrh. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde / von C. Dittmar. Source: Wellcome Collection.

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    von den sogenannten »formalen« oder »regulatorischen« Ele- mentarstörungen. — Man versteht darunter bekanntlich Zustände, wo durch Vermehrung oder Verringerung von Widerständen der Ab- lauf der psychischen Thätigkeiten eine abnorme Beschleunigung oder Verlangsamung erfahren hat. Solche Fälle kommen ganz rein für sich allein vor, und ich glaube, dass es sich hier um eine Gruppe handelt, die eine künftige Classification wird beibehalten müssen. — Man hat solche Fälle von abnormer Hemmung und Verlang- samung jenes Ablaufs als Stupor1), Stupidite (Dagcnet2), acuten heilbaren (apathischen) Blödsinn u.s.w. beschrieben und trotz des Feh- lens jeder Stimmungsanomalie meist der Melancholie zugerechnet. — Ihnen gegenüber stehen die Fälle, in denen es sich um abnorme Steigerung und Beschleunigung des Ablaufs der psychischen Thätigkeiten oder um den Wegfall normaler Hemmungen desselben han- delt 3) und ich möchte mit Dagonet und Andern den Namen der Manie oder Tobsucht auf sie beschränken. Es pflegt in der Tob- sucht ein mehr oder weniger lebhafter Wechsel zwischen expansiven und deprimirten Stimmungen zu bestehen, aber es würde in sehr 1) Es sollen im Nachfolgenden unter diesem Namen nicht nur, wie es gewöhnlich geschieht, die schweren, sondern auch die leich- teren Fälle dieser Art verstanden werden. 2) Annal medico-psych. 5. ser. tom. 7 p. 161 u. 359. 3) Ein Theil der hier in Betracht kommenden Hemmungen ist mit Bewusstsein verknüpft und als »Aufmerksamkeit« willkürlich in- nervirbar. Es lassen sich in dieser Beziehung zwei Kategorien von Fällen beobachten. Es gibt nämlich Tobsüchten, wo die zu grosse Rapidität des Vorstellungsverlaufs offenbar auf einer primären Her- absetzung oder Aufhebung der Innervation der Aufmerksamkeit und andere, wo sie auf einer primären Steigerung der den Vorstellungs- ablauf bedingenden Kräfte beruht. Nur in den leichteren Graden der letzteren Kategorie zeigt sich jene merkwürdige oft beschriebene Erhöhung des Gedächtnisses, der geistigen Combination u. s. w. — Und ganz analog beruht der Stupor entweder auf einer primären Verringerung resp. Aufhebung der das Zustandekommen und den Ablauf der Vorstellungen bedingenden Kräfte oder auf einer krank- haften Steigerung der Innervation der Aufmerksamkeit, die dann eine Vorstellung oder einen Vorstellungskreis »krampfhaft« fest- hält. Die letztere Kategorie des Stupor hat man auch wohl Extase genannt, mit welchem Ausdruck Andere die Combination des Stupor mit »heiterer Verstimmung« (sog. »Verzückung«) belegen.