Die Lehren von den Funktionen der einzelnen Theile des Ohrlabyrinths / zusammengestellt von Stanislaus von Stein ; aus dem Russischen übers. für die deutsche Ausgabe bearb. und hrsg. von C. von Krzywicki.

  • Stein, Stanislav Aleksandr Fyodorovich, 1855-
Date:
1894
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Credit: Die Lehren von den Funktionen der einzelnen Theile des Ohrlabyrinths / zusammengestellt von Stanislaus von Stein ; aus dem Russischen übers. für die deutsche Ausgabe bearb. und hrsg. von C. von Krzywicki. Source: Wellcome Collection.

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    bahnen sich kreuzen und dafs das Centrum der Hörempfindungen in der Hirnrinde der entgegengesetzten Seite liegt) oder es hob sich wenigstens dieses Ohr früher und stärker als das andere. Dabei drehte der Hund den Kopf oder den Rumpf stets nach der Seite der Verletzung. AVurde das Ohr auf der operierten Seite verstopft, so nahm das Gehör in bedeutendem Mafse ab. (1. c. p. 481). Л^öllige Taubheit trat stets mit der Entfernung einer Hör- sphäre und der Zerstörung der Schnecke derselben Seite ein. Wurde nur die lihilrrc Partie der Hörsphäre in der Nähe des Cerebellum entfernt, ohne dafs gleichzeitig die Schnecke derselben Seite zerstört wurde, so reagierte das Tier auf Pfeifen mit dem Munde und auf liohr Töne von Orgelpfeifen (c'', c*, c^); mit der A^ernichtung des hinteren Drittels der Sphäre dagegen oder eines noch geringeren Teils derselben trat Taubheit gegen tiefe Töne (C, c) ein. Bei der Vernichtung von Stücken der Sphäre, die für tiefe Töne bestimmt sind, verlernte der Hund das Bellen. Blieb das untere Drittel der Sphäre erhalten, so schien er alles zu hören, obwohl er das Rufen nicht verstand, und bellte noch weiter. Blieb das obere Drittel erhalten, so' reagierte er auf verschiedene Töne und Greräusche wenig, bisweilen über- haupt nicht, und bellte wenig und nicht anhaltend. Eine völlige Schalltaub- heit konnte in diesen Fällen nicht konstatiert werden. Daraus folgt, „dafs die hintere Partie der Hörsphäre in der Nähe des Kleinhirns der Wahr- nehmung tiefer Töne, die vordere Partie der Hörsphäre in der Nähe der fassa sylvii der Wahrnehmung hoJnr Töne dient. Baoinsky, der unter der Leitung MüXKs arbeitete, hat zu den Angaben des letzteren nichts AVesentliches hinzugefügt. Behufs Ausschaltung des Hörvermögens des einen Ohrs wurde die Schnecke der anderen Seite so weit aufgebrochen, dafs völlige Taubheit eintrat. Eine solche Ausschaltung des einen Ohres gelaug jedoch nicht stets, da die Verletzung nicht selten Menin- gitis oder starkes Verdrehen des Kopfes nach sich zog. Derartige Zufällig- keiten, die natürlich in einer ungenügenden Antisepsis ihre Ursachen hatten, machten eine ganze Zahl von Hunden zu ferneren Beobachtungen ungeeignet. Au anderen Tieren wieder konnten solche wegen ihrer Unaufmerksamkeit und grofsen Unruhe nicht augestellt werden. Zur Feststellung der Ausdehnung der vorgenommenen Zerstörung und konsekutiven Entzündung führte B. Serieuschnitte durch das Labyrinth aus, an denen man die Degeneration der Nervenfasern, des ganglion spirale und der intumescentia Scarpae verfolgen konnte. An den Stellen, wo ein Eingriff stattgefunden hatte, war Narbengewebe vorhanden, das auf die benachbarte AVindung überging oder die ganze zerstörte Schnecke ausfüllte. Die Elemente der unverletzten Windungen waren nach Baginskys Versicherung „durchaus normal (!?). BisAveilen trat nach einer A^erletzung der Schneckenbasis eine Bindegewebswucherung im Acusticusstamme auf. Die Prüfung des Hörvermögens selbst geschah unter absoluter Stille ; dabei mufs sich der Untersucher mit grofser Geduld wappnen. Erst wenn der Hund sich beruhigt und hingesetzt hat, schreitet man zur Untersuchung des Gehörs und bringt auf Orgelpfeifen Töne von verschiedener Höhe hervor, nach kurzen Pausen, da eine zuverlässige Reaktion nur beim Beginn des Tones beobachtet werden kann. Auf die Tonempfindungen des Tieres schlofs B. lediglich aus dem A^erhalten desselben: Zucken der Ohren, Bewegungen des Kopfes und des Rumpfes. Die Hörprüfung wurde nur zwei Mal wöchent- lich vorgenommen: denn selbst bei Beobachtung dieser Vorsichtsmafsregel gewöhnten sich die Hunde derraafsen an den Ton, dafs sie auf ihn nicht weiter reagierten, sondern nur dem Rufen Aufmerksamkeit schenkten. 42*