Die Lehren von den Funktionen der einzelnen Theile des Ohrlabyrinths / zusammengestellt von Stanislaus von Stein ; aus dem Russischen übers. für die deutsche Ausgabe bearb. und hrsg. von C. von Krzywicki.

  • Stein, Stanislav Aleksandr Fyodorovich, 1855-
Date:
1894
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Lehren von den Funktionen der einzelnen Theile des Ohrlabyrinths / zusammengestellt von Stanislaus von Stein ; aus dem Russischen übers. für die deutsche Ausgabe bearb. und hrsg. von C. von Krzywicki. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University Libraries/Information Services, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University.

    248/734 (page 222)
    einverstanden. Bisweilen waren diese Pulsationen isochron der Atmung. Bei aufmerksamer Untersuchung erwies sich, dafs diese Bewegungen der Perilymphe mit denen des Unterkiefers zusammenfallen. E. stellte bei toten und lebenden Tauben passive Bewegungen des Unterkiefers an und konnte dadurch nach belieben das Niveau der Perilymphe erhöhen oder erniedrigen. Schlofs er den Schnabel des Tieres, dann hörten sofort diese Erscheinungen auf. Die Fortpflanzung der Bewegungen des Unterkiefers auf die Perilymphe geschieht mittels der Columella, da nach ihrer Entfernung oder ihrer Durch- schneidung die Bewegungen ausfallen. Eine Zerstörung des Trommelfells schwächt nur die Bewegungen der Perilymphe ab. Die Durchschneidung der Columella im Innern der Paukenhöhle kann man mittels der MAC DUVALschen Schere ausführen, wenn man dieselbe durch das Trommelfell durchführt. Nun mufs man den Einflufs der Bewegungen des Kiefers auf das Gehör bestimmen. Man darf nicht etwa meinen, dafs die Bewegungen des Schnabels Empfindung von Geräusch oder Ton hervorriefen, da die Zahl der Peri- lymphschwingungen dafür zu unbedeutend ist. Dagegen läfst sich annehmen, dafs bei stark geöffnetem Schnabel das Gehör beim Tiere auf kurze Zeit herabgesetzt wird. Eine analoge Erscheinung kann man auch an unserem Ohre konstatieren. Nicht vielen ist es bekannt, dafs wir während des Gähnens für einen Augenblick schwerhörig und sogar ganz taub werden, so dafs wir im Gespräche oft ein oder zwei Worte überhören. Es ist auch bekannt, dafs einige Vögel, z. B. der Auerhahn, während des Balzgesanges ganz taub wird, da er dabei den Schnabel sehr weit öffnet. *) 6. Kompression des Kanals, ohne ihn zu verletzen. Eine solche Kompression des membranösen Kanals wurde zuerst von Cyon mittels feiner Laminariastifte ausgeführt. Infolge der langsamen Kompression erhielt man nicht eine der FLOUlJENSschen Erscheinungen. Danach würden die Schwankungen der Lymphe in der Gleichgewichtserhaltung keine Rolle spielen. Eine Kompression der membranösen Bogengänge erreichte auch Ewald durch Einführung einer Zahnplombe zwischen membranösem und knöchernem Kanal. Auf diesem Wege gelang es ihm, die sekundären Folgeerscheinungen der Entzündung nach der Durchschneidung der Kanäle auf ein Minimum herab- zusetzen. Experimente R. Ewalds (1888). i«») Die Reihe der sekundären Erscheinungen bei der Verletzung der halb- kreisförmigen Kanäle erklärt E. wie andere durch das Ausfliefsen der Lymphe und die Ausbreitung der Entzündung auf die tieferliegenden Teile. Um das Herausfliefsen der Endo- und Perilymphe zu vermeiden, plombierte er den knöchernen Kanal, nachdem er eine Öffnung in demselben angelegt hatte. Durch das Hineinstofsen der Masse wurde der membranöse Kanal komprimiert, und so die Kommunikation zwischen den beiden Segmenten aufgehoben. Auf diese Weise kann man alle Kanäle plombieren und auch *) RiCH. EWALD (1892) 1. с Siehe d. Original: Kap. X. A. Das Präparat der Brücke. B. Über künstlich erzeugte Strömungen der Bogenflüssigkeiten. Das Ansetzen eines Gummischlauches an einen Bogengang. Die wandständige Verbindung des Gummischlauches mit dem knöchernen Labyrinth. '*») Richard EAVALD. Zur Physiologie der Bogengänge. Tageblatt der 61. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Köln vom 18. bis 23. Sept. 1888. Köln 1889. j). 74—76.