Die Ohrenheilkunde in den Jahren 1851-1855 : ein Nachtrag zu der Erkenntniss und Heilung der Ohrenkrankheiten / von Wilhelm Kramer.

  • Kramer, Wilhelm, 1801-1875.
Date:
1856
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die Ohrenheilkunde in den Jahren 1851-1855 : ein Nachtrag zu der Erkenntniss und Heilung der Ohrenkrankheiten / von Wilhelm Kramer. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    8/144 (page 2)
    tere wird es genügen, darauf hinzuweisen, dass man sich auf unsern Universitäten vergebens nach einem geordneten theoretischen und praktischen Unterrichte in der Ohrenheilkunde umsieht (das Verzeichniss der Vorlesungen auf der Berliner Universität zeigt schon seit 1843 keine derartige mehr an!); dass man in den Händen der weit überwiegenden Mehrheit der praktischen Aerzte vergebens den so leicht zu hand- habenden Ohrenspiegel sucht, obgleich zwei volle Fünftheile der so überaus zahlreichen Fälle von Ohrenkrankheiten sich im Bereich dieses diagnosti- schen Untersuchungsmil leis befinden; dass man in fast allen ärztlichen Kreisen vergebens auch nur nach einer richtigen Ansicht von dem unschätzbaren diagnostisch therapeutischen Werlhe des Ohrenka- theters, geschweige denn nach der nothigen Fertigkeit in der Anwendung desselben bei denjenigen Ohren- krankheiten sucht, welche jenseits des unverletzten Trommelfells ihren Sitz haben! Im Gegentheil hört man oft genug von Verdächtigungen und Warnun- gen, durch welche Ohrenkranke Seitens ihrer Haus- ärzte von der Untersuchung mit dem „nutzlosen, quälenden, selbst gefährlichen- Ohrenkatheter abge- schreckt. werden sollen! Diese und viele ähnliche, für die ärztliche Be- handlung der Ohrenkrankheiten geradezu verderb- liche Erscheinungen sind die nothwendige Folge der Geringschätzung, mit welcher die Katheterisation der Ohrtrompete selbst von den neuesten ohrenärztlichen Schriftstellern (W. R. Wilde, on aural Surgery. 1853, und F. (\ Meissner, Taubstummheit und Taubstummenbildung, 185fi) behandelt worden ist. Ersterer stellt sie weit hinter das eben so bequeme als ganz unzuverlässige Experiment einer tiefen Ex- piration bei geschlossenem Mund und Nase, und Letz- terer erklärt geradezu (1. c. p. 186): „man kann sich übrigens schon ohne Instrumente von der Wegsam- keit der Eustachischen Trompeten überzeugen, näm- lich durch das Hineinpressen von Luft in dieselben bei fest verschlossenem Mund und zugehaltener