Naturgeschichte der Seele und ihres Bewusst-werdens : eine Elementarpsychologie / von Eugen Bleuler.

Bleuler, Eugen, 1857-1939.

Date:: 1921

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Credit: Naturgeschichte der Seele und ihres Bewusst-werdens : eine Elementarpsychologie / von Eugen Bleuler. Source: Wellcome Collection.

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rein physiologisch ist. indem auf Ähnlichkeiten ebenso wie auf (deich- beiten reagiert wird, ein Mangel an Unterscheidung von Unterschieden. Wir haben also folgende einander übersehneidende Reaktionen aus¬ einander/,uhalten: eine zusammenfassende nervöse Funktion, die das ganze Tier betrifft, und lokalisierte oder Teilfunktionen. Bewid.lt— unbewußt. Funktion der Rinde oder bei anderen Tierklassen eines analogen Or¬ ganes — Funktion tieferer Apparate. Starre — plastische phylo- plastische — ontoplastische Funktion, wobei die ontoplastische Reaktion sicher auf dem individuellen Gedächtnis beruht, die phyloplastische möglicherweise auf einem phylischen. So ausgesprochen diese Unterschiede für gewöhnlich erscheinen, so wenig sind sie absolut; die höhere Funktion ist immer nur die besondere Entwicklung der niedrigeren, und wenn wir sie bis in ihre Ursprünge zu verfolgen suchen, so kommen wir auf allgemeine Eigenschaften der lebenden Substanz überhaupt. Unser Wissen würde reichen, noch manche Einzelheit genauer aus¬ zubauen, namentlich kompliziertere Vorgänge ins Elementare zai ver¬ folgen. Wir begnügen uns mit dem Wichtigen; sehr viele Einzelheiten sind auch nicht bis zum Ende ausgedacht und durchgedacht. Es wäre ferner möglich, erheblich mehr „Beweise“ zu bringen. Ich sehe aber die wesentliche Beweiskraft zunächst darin, daß ich die allgemeinen An¬ schauungen über 40 Jahre, einzelnes davon über 50 Jahre, und einen großen Teil der Einzelheiten doch seit Jahrzehnten an Gesunden und Kranken, an mir und andern nachprüfte, ohne Widersprüche zu finden, dann aber auch darin, daß von einem einheitlichen Gesichtspunkt aus, dessen Berechtigung für den Naturwissenschafter wohl selbstverständlich ist, alle in Betracht kommenden Einzelfunktionen, einschließlich das Be¬ wußtsein, verständlich werden, und daß sie in widerspruchlosem Zu¬ sammenhang sind unter sich und mit den Tatsachen der innern und äußern Beobachtung, an denen sie immer wieder gemessen worden sind. Trotzdem ist es selbstverständlich, daß manches nicht nur der Ergänzung, sondern direkt der Korrektur bedürftig sein wird. Ich kann mir aber nicht denken, daß die Grundauffassung der Psyche als eines nervösen einheitlichen Apparates zur Erhaltung von Gattung und Art falsch sei, und aus ihr folgt doch manches mit Notwendigkeit. Würde aber z. B. meine Erklärung des Bewußtwerdens nicht angenommen, so würde dieser Umstand die übrigen Aus¬ führungen in keiner Weise in Zweifel setzen, denn diese bauen sich nicht darauf, sondern nur auf die direkte Beobachtung. Es bliebe nur eine Frage mein' zu beantworten übrig. Ein erwähnenswerter Vorteil der konsequent naturwissenschaftlichen Behandlung und zugleich eine W ahrscheinlichkeit mehr für die Richtig¬ keit ihrer Resultate scheint mir darin zu liegen, daß sie einen Haufen von immer besprochenen aber nie beantworteten Fragen definitiv er¬ ledigen kann. Viele dieser Fragen fallen überhaupt weg. bzw. sie er¬ weisen sich als falsch gestellt; ein Teil erledigt sich von selbst; ein dritter endlich kann von da aus ohne Schwierigkeit so beantwortet werden wie jede lösbare naturwissenschaftliche Frage, wenn man nur nichts in die Dinge und Verhältnisse hineinträgt, was nicht darin ist. Es lag natürlich nicht in meiner Absicht, alles das selbst zu erledigen. I*