Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker.

  • Kölliker, Albert, 1817-1905.
Date:
1852
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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker. Source: Wellcome Collection.

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    verwendetes Haar; dagegen kann ich nicht glauben, dass, wie manche Autoren anzunehmen scheinen, das Secret der Talgdrüsen von aussen in die Ilaare eindringt, da das ganz geschlossene Oberhautchen für das- selbe wohl undurchdringlich ist. Ebenso scheint es mir noch keines- wegs bewiesen, dass die Ilaare von einem besonderen biartigen Flui- dnm durchzogen sind (Laer), welches aus der Marksubstanz stammen könnte (Reichert) und dieselben fettig erhält, denn ein solches Fluidum ist nicht nachzuweissen und die fettige Beschaffenheit der Haare einfacher durch äusserlich anhängenden, leicht sichtbaren Hauttalg zu erklären. Die Bildung von Luft im Markstrange und in der Rinde kann nur auf einem Missverhältniss zwischen der Zufuhr vom Haarbalge aus und dem was abdunstet beruhen ; es ist gleichsam ein Austrocknen des Haares, das jedoch nicht so zu denken ist, als ob nun das Haar selbst in den luft- haltigen Theilen aller Flüssigkeit verlustig ginge. Auf jeden Fall sind aber die lufthaltigen Partieen als die unlhätigsten, relativ abgestorbenen Theile des Haares zu betrachten, die Rinde dagegen, die auch in Alkalien am leichtesten sich verändert, trotz der scheinbaren Härte und Starrheit ihrer Elemente, gerade als das säftereichste und beim Stoffwechsel am meisten betheiligte Gebilde derselben. Allem zufolge besitzt auch das Haar Leben und steht in einer gewissen Abhängigkeit vom Gesammlorganismus, in specie von der Haut, aus deren Gefässen (i. e. denen des Haarbalges) es die zu seinem Bestehen nothwendiaen Stoffe bezieht. Es kann daher, wie Henle treffend sagt, aus der Beschaffenheit der Haare ein Schluss auf den Grad der Thätigkeit der Haut gemacht werden; sind dieselben weich und glänzend, so turgescirt und duftet die Haut, sind sie trocken, spröde und struppig, so ist auf einen Collapsus der Körperoberfläche zu schliessen. Das Ausfallen der Haare beruht gewiss in vielen Fällen, so z. B. wenn es im Laufe normaler Entwicklung eintritt, auf nichts Anderem, als auf einem Mangel an dem nöthigen Ernährungsmaterial, der in dem einen , oben schon auseinandergesetzten Falle beim Haarwechsel dadurch bewirkt wird, dass reichliche Zellenproductioncn im Grunde des Haarbalges das Haar von seiner Matrix abheben, und im Alter wohl einfach von einer Oblite- ration der Gefässe des Haarbalges abhängt. — Auch das Weisswerden, das vorzüglich auf einer Entfärbung der Rinde, weniger des fast ungefärb- ten Markes beruht, gehört wohl theilweise hieher, denn sein normales Auftreten im höhern Alter gibt ihm ebenfalls die Bedeutung eines Rück- bildungsprocesses. Interessant und besonders lebhaft für das Leben des Haares sprechend sind die so häufigen Fälle, wo das Ergrauen an der Spitze oder in der Mitte eines Haares beginnt und die wohl constatirten Beispiele von raschem Ergrauen derselben, jedoch ist es noch nicht ge- lungen nachzuweisen, welche eigenthümlichen Vorgänge in den Elementen des Haares die Entfärbung seiner verschiedenen Pigmente bewirken. Wie die ausfallenden Haare im frühesten Alter durch andere ersetzt werden , so findet sich auch noch später etwas Aehnliches. Ganz sicher ist es, dass während des kräftigen Alters ein beständiger Ersatz für die