Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel.

  • Neubauer, C. (Carl), 1830-1879.
Date:
1856
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Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel. Source: Wellcome Collection.

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    2. Olycocholsäure. Kommt ebenfalls, an Natron gebunden, in der normalen Galle. vor. Die Glycocholsäurc krystallisirt in iin- serst feinen Nadeln (Funke, Taf. IV, Fig. 6), wodurch sie sich w< sentlich von der Tanrocholsäure unterscheidet. In Wasser und Al- kohol ist sie ziemlich leicht, in Aether dagegen wenig- löslich. Aus der alkoholischen Lösung krystallisirt sie nicht, sondern scheidet sich beim Verdunsten als harzähnliche Masse aus; vermischt man die Lösung jedoch mit Wasser, so setzt sie sich nach und nach beim Verdampfen in Krystallen ab. Durch Kochen mit Actzkali, Barytwasser oder auch Salzsäure erleidet sie ähnliche Zersetzun- gen wie die Taurocholsäure, Cholsäure oder Choloidinsäure werden unter Abscheidung von Glycocoll frei. Das Glycocoll (Glycin, Leimzucker) lässt sich aus Leim durch Behandlung mit Mineralsäuren künstlich darstellen, ausserdem durch Zersetzung der Hippursäure, die wir als eine mit Glycocoll gepaarte Benzoesäure kennen gelernt haben. Das Glycin bildet farblose rhombische Prismen (Funke, Taf III, Fig. 5), die hart und luftbe- ständig sind und fast so süss wie Rohrzucker schmecken. Der Körper enthält Stickstoff, aber keinen Schwefel. Sämmtliche Gallensäuren, die gepaarten sowohl, wie auch die Cholsäure und Choloidinsäure, zeigen ein eigentümliches, wohl eharacterisirendes Verhalten zu Schwefelsäure und Zucker, welches den Farbstoffen sowohl, wie dem Taurin und Glycocoll abgeht. Versetzt man nämlich die wässerige Lösung irgend einer Gallen- säure mit wenigen Tropfen einer Zuckerlösung und darauf mit con- centrirter Schwefelsäure, so färbt sich die Flüssigkeit prächtig purpurviolett. Erkennung. Von den Gallensäuren sind nur die Taurochol- und Glycocholsäure im Harn aufgefunden, die einzelnen Spaltungspro- duete dieser jedoch bis jetzt noch nicht. Oft finden sich aber grosse Mengen von Gallenfarbstoff, ohne dass irgend eine Säure nachge- wiesen werden kann; zur Erkennung der letzteren dient uns immer das angeführte Verhalten zu Schwefelsäure und Zucker. Zu diesem Zwecke verdampft man eine Portion Harn im Was- serbade bis fast zur Trockne, und extrahirt den gebliebenen Rück- stand mit Alkohol. Den alkoholischen Auszug lässt man wieder verdampfen, löst das gebliebene Extract in wenig Wasser und bringt die Lösung in ein kleines Proberöhrchen. Dieser Flüssigkeit setzt man 2 — 3 Tropfen Zuckerlösung (1 Th. Zucker auf I Th. Was- ser) zu und darauf reine, namentlich von schwefeliger Säure freie, concentrirte Schwefelsäure. Hierbei ist zu beachten, dass die Tem- peratur nicht weit über 50° steigt. Bei Gegenwart von Gallcnsiiu ren wird sich die Flüssigkeit zuerst trüben, dann wird sie klar und zugleich gelb, bald darauf aber blass kirschrotlij dunkel car-