Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel.

  • Neubauer, C. (Carl), 1830-1879.
Date:
1856
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Anleitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns : sowie zur Beurtheilung der Veränderungen dieses Secrets mit besonderer Rücksicht auf die Zwecke des praktischen Arztes zum Gebrauche für Mediciner und Pharmaceuten / bearbeitet von C. Neubauer, J. Vogel. Source: Wellcome Collection.

    61/326 (page 37)
    octaedern. In Wasser ist sie schwer löslich, leicht jedoch in Al- kohol, und auch von 27 Theilen Aether wird sie aufgenommen. Während sie aus alkoholischer Lösung in Tetraedern krystallisirt, schiesst sie aus aetherischer in rhombischen Tafeln an. (Funke, Taf. V. Fig. 2.) Die Lösungen röthen Lacmus stark. Erhitzt man die krystallisirte Cholsäure über 195°, so verliert sie unter Abgabe von 1 Aeq. WTasser ihre krystallinische Beschaf- fenheit und geht in einen harzähnlichen Körper, Choloidinsäure, über. Dieselbe Zersetzung erleidet sie durch längeres Kochen mit Salzsäure. Dies Zersetzungsproduct der Cholsäure, die Choloidinsäure, stellt rein eine vollkommen amorphe, weisse, harzige Masse dar, die in Wasser nicht, in Aether wenig, aber leicht in Alkohol lös- lich ist. Beim Erwärmen auf 150° schmilzt die Choloidinsäure, geht aber bei 295° unter Abgabe von 3 Atomen Wasser in einen andern Körper, das Dyslysin, über. In der normalen frischen, unzersetzten Galle finden sich jedoch diese beiden Säuren nicht isolirt, sondern die Cholsäure ist darin immer verbunden mit stickstoffhaltigen Körpern, mit dem Taurin und Glycocoll. Wir können die Taurochol- und Glycocholsäure als Paarungen der Cholsäure mit den ebengenannten Körpern be- trachten. 1. Taurocholsäure. Diese in der Galle, an Natron gebunden, vorkommende Säure ist bis jetzt noch nicht krystallisirt dargestellt. In ihrem nicht ganz reinen Zustande bildet sie ein weisses amor- phes, stark hygroscopisches, intensiv bitter schmeckendes Pulver, welches in Alkohol und Wasser leicht, in Aether unlöslich ist. Behandelt man die Taurocholsäure längere Zeit in der Siedhitze mit Aetzkali, so zerfällt sie in Cholsäure, die sich mit dem Kali verbindet, während Taurin frei wird; nimmt man statt Kali Salz- säure, so erleidet sie dieselbe Spaltung, die Cholsäure wird jedoch nicht als solche abgeschieden, sondern durch die Einwirkung der heissen Salzsäure sogleich in die harzige Choloidinsäure verwandelt. Das abgeschiedene Taurin krystallisirt in farblosen, regelmässi- gen sechsseitigen Prismen mit vier- und sechsseitiger Zuspitzung. (Funice, Taf. III, Fig. 4.) Dieser Körper ist stickstoffhaltig und zeichnet sich durch einen Schwefelgehalt von 25'1/, aus. In Was- ser ist das Taurin leicht löslich, schwerer in Alkohol, die Lösun- gen verhalten sich vollkommen indifferent gegen Pflanzenfarben. In neuester Zeit ist es Strecker gelungen durch einfaches Erhitzen des isaethionsauren Ammons auf 220°, das Taurin künstlich darzu- stellen. Isaethionsaures Amnion C4 H° Sa NO8 — 2 HU — Taurin C4 H7 S2 NO6.