Lehrbuch der Augenheilkunde / herausgegeben von Theodor Axenfeld.

Date:: 1915

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Credit: Lehrbuch der Augenheilkunde / herausgegeben von Theodor Axenfeld. Source: Wellcome Collection.

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Bei den letzteren sind zwei plankonvexe Linsen, die eine — dem Auge nähere — von 120 mm, die andere — dem gewählten Bilde nähere — von 180 mm Brenn- weite, in Röhren befestigt, welche ausgezogen, je nach dem Refraktionszustande verschieden eingestellt und entsijrechend der Entfernung der Augenmittelpunkte verschieden weit von einander gebracht werden können. Einerseits müssen Figuren gewählt werden, welche die binokulare Verschmelzung besonders anregen oder er- leichtern, andererseits sind jedem Auge auffallende, im Gesichtsfelde des anderen Auges nicht vorhandene Kennzeichen darzubieten. Auch sind bei einem Unter- schiede in dem Grade der Sehschärfe für das Gesichtsfeld des schwachsichtigen Auges hinreichend grofse Gegenstände zu wählen. Man benütze zwei Kreise, von welchen der eine einen roten senkrechten, der andere einen blauen wagrechten Strich eingezeichnet enthält; alsdann erscheint bei binokularer Verschmelzung ein Kreuz. Oder man bediene sich verschiedenfarbiger Oblaten in bestimmter Anordnung; bei- spielsweise befinde sich in der Mitte der für je ein Auge bestimmten weifsen Papier- fläche je eine rote Oblate, und entsprechend dem Bilde des rechten Auges über der roten Oblate eine gelbe und entsprechend demjenigen des linken unterhalb desselben eine blaue. Zur besseren Kontrolle wäre noch die gelbe Oblate mit einem senk- rechten, die blaue mit einem wagrechten schwarzen Striche zu versehen. Im stereo- skopischen Bilde zeigt sich in der Richtung von oben nach unten eine gelbe, eine rote, mit einem schwarzen Kreuze versehene und eine blaue Oblate. Um Täuschungen von Seiten der Kranken zu entgehen, ist, besonders auch in zweifelhaften Fällen, der Hering'sche Fallversuch in Anwendung zu ziehen. Der zu Untersuchende fixiert durch ein schwarz ausgeschlagenes Rohr in einer Entfernung von —1 Meter eine aufgestellte Nadelspitze, vor und hinter welcher man schwarze Kugeln herabfallen läfst. Sieht der zu Untersuchende stereoskopisch, so kann er regelmäfsig angeben, ob die Kugel diesseits oder jeurieits des fixierten Gegenstandes, der Nadelspitze, gefallen sei. Diejenigen, welche nicht binokular sehen, täuschen sich in ungefähr der Hälfte der Fälle über die Lage der fallenden Kugel zum Fixationsobjekte. 4. Prismatische Gläser; sog. Fusion. Ein Glasprisma (siehe Fig. 25 P) zeigt 1. zwei gegeneinander geneigte, brechende Flächen, welche zusammen den brechenden Winkel bilden; 2. eine breite Kante, in welcher die brechenden Flächen zusammenstofsen, die sog. brechende Kante, und 3. eine der Kante gegenüberliegende dritte Fläche, die sog. Basis. Die Wirkung der prismatischen Gläser äufsert sich in einer Ablenkung der von einem Gegenstande ausgehenden Strahlen von der Kante nach der Basis. Die Gröfse der Ablenkung wird bestimmt durch den brechenden Wiukel des Prisma und den Brechungsindex des Glases. Die prismatischen Gläser werden gewöhnlich nach der Gröfse des brechenden Winkels bezeichnet, so das schwächste prismatische Glas mit 1 und die stärkeren in aufsteigender Reihenfolge mit 2° bis x°. Für die gebräuchlichen, schwächeren prismatischen Gläser kann man den Ablenkungswinkel ungefähr gleich der Hälfte des Prismawinkels setzen. Ein Prisma von 6 ^ würde beispielsweise eine Ablenkung von ungefähr 3 ° bewirken.