Lehrbuch der Augenheilkunde / herausgegeben von Theodor Axenfeld.

Date:
1915
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Credit: Lehrbuch der Augenheilkunde / herausgegeben von Theodor Axenfeld. Source: Wellcome Collection.

    57/802 (page 41)
    Farbentafel von Ole Bull. Licht abzuhalten, ein innen geschwärztes Kästchen an das Gesicht angelegt werden. Das Untersuchungszimmer mufs von diffusem Tageslichte beleuchtet sein und die Untersuchung jedesmal bei gleicher Beleuchtungsstärke vorgenommen werden. Dor giebt an, dafs von einem normalen Auge bei Tageslicht auf 5 Meter Abstand ein rotes Quadrat bei einem Durchmesser von 3, ein grünes bei einem solchen von 2, ein gelbes bei 2'/2, ein blaues hingegen erst bei 8 Millimeter erkannt werde, und meint, dafs, Avenn Jemand auf 3 Meter dasjenige erkennt, was er auf 5 Meter sehen sollte, so wäre für die untersuchte Farbe eine Herabsetzung der Empfindung = ^/s vorhanden. Auf 3 Tafeln befinden sich auf schwarzem Grunde farbige Objekte, deren Gröfse für das normale Auge auf eine Erkennung der Farbe in Entfernungen von 5, 10 und 20 Metern berechnet ist; zugleich wird eine gute Tagesbeleuchtung vorausgesetzt. Für drei weitere Tafeln ist als Belcuch- tungsintensität die einer Normalkerze angenommen, welche, seitlich angebracht, dem zu Untersuchenden durch einen Schirm verdeckt ist. Der chrom ato ptometrischen Untersuchungsmethode von Ole Bull liegt das Prinzip der Vergleichung von Farben zu Grunde und zunächst ver- suchte Ole Bull Farbentöne von gleicher Reinheit und Helligkeit herzustellen. Um solche Farbentöne mit Pigmentfarben für die 4 Hauptfarben Rot, Gelb, Grün und Blau zu gewinnen, wurde der Farbenkreisel benützt und eine von diesen Farben mit der zu ihr gehörigen Komplementärfarbe gewählt, so dafs bei schneller Drehung ein farbloses Grau entstand gleich einem aus 310° mattem Schwarz und 50'' Weifs hergestellten Grau. Die wirkliche Helligkeit jedes Farbentones wurde dadurch bestimmt, dafs die Helligkeit eines aus Rot und Grün gewonnenen Gelbs mit einer aus Gelb und Grau erzeugten gleichen Farbennuance, dann wieder die Helligkeit einer Mischung aus Rosa und Gelb mit einer solchen aus Rot und Grau verglichen wurde. Indem sämtliche vier Hauptfarben imd die dazu gehörigen vier Komplementärfarben die gleiche Helligkeit zeigten, wurden acht Farbentöne gewonnen und mit verschiedenen Mengen von gleich hellem Grau gemischt, so dafs 80 Farbennuancen entstanden. Auf mattschwarz gestrichenen Tafeln befinden sich von jedem Farbentone 9 Nuancen, nämlich der ungemischte Farbenton und 8 davon abgeleitete schwächere Farben töne in einem derartigen Verhältnisse, dafs 40, 80, 120, 160, 200, 240, 280, 320 Grau auf 320, 280, 240, 200, 160, 120, 80 und 40 Farbe kommen. Mit den so erhaltenen Farbennuancen sind Quadrate von 1 cm Breite bemalt; diese Quadrate sind mit einem oder mehreren grauen Qua- draten zusammengestellt, so dafs immer unter 12 derartigen Quadraten, die in 2 Reihen zu je 6 in einer Entfernung von 1 cm angeordnet sind, jeder der 8 Farbentöne von gleicher Helligkeit und Reinheit wenigstens einmal neben einem oder mehreren grauen Quadraten vorkommt. Bei der Untersuchung des Farben- sinnes zeigt man auf eines der grauen oder farbigen Quadrate und fordert den zu Untersuchenden auf, ein anderes anzugeben, welches ihm mit dem angezeigten übereinzustimmen oder die meiste Ähnlichkeit zu haben scheint. Ist der Be- treflfende farbenblind, so wird er ungleiche Farbentöne miteinander verwechseln und in den meisten Fällen die Komplementärfarben zusammenwerfen. Da die schwächste Schattierung (40° farbigen Sektor)von einem farbentüchtigen Auge noch in 1 Meter Entfernung erkannt wird, so kann man zugleich die numerische Bestimmung der Farbensinnschärfe vornehmen. Diese Zahl 40° ist als Zähler