Die Trachombehandlung einst und jetzt / von H. Sattler.

  • Sattler, H.
Date:
1891
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Credit: Die Trachombehandlung einst und jetzt / von H. Sattler. Source: Wellcome Collection.

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    unseres Jahrhunderts ihr Vaterland heimsuchten, namentlich bei der heftigen Epidemie in Ancona 1812 und 1813 Ströme von Blut vergossen. Auch in England rühmte man ausgiebigen Blut- entziehungen, 30 bis 40, ja selbst 50 bis 60 Unzen (also bis über IV2 Kilogramm), einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Krankheit nach. Vetch, ein begeisterter Anhänger der Blut- entziehungen, sagt: „In jedem Ealle, so heftig die Krankheit auch sein mag, wird durch ein sehr reichliches Aderlassen ihr unglückbringender Ausgang unfehlbar verhütet.1) In Deutschland waren es namentlich Jüngken, JRust und J. B. Müller, welche den allgemeinen Blutentleerungen das Wort redeten. Die Mehrzahl der Aerzte zogen die Venesection vor; andere dagegen, namentlich die Engländer und unter diesen besonders Farrel2) und in Deutsch- der preussische General-Stabsarzt Rust3), setzten grösseres Vertrauen in die Arteriotomie. Es fehlte aber auch nicht an solchen, welche die Aderlässe verwarfen und in ausgiebigen lokalen Blutentziehungen „die Seele der ganzen Behandlung sahen. „Verabsäumung der Application der Blutegel, Ersparung dieses grossen, hier nur einzigsten und wichtigsten Heilmittels bringt die kranken Augen oft in grösste Gefahr, sagt Balte m seiner gekrönten Preisschrift.4) Es ist ganz unglaublich, welche Quantitäsen Blutegel in dieser Zeit zur Be- kämpfung der Ophthalmie gebraucht wurden. 80 bis 100 und mehr Blutegel kamen bei manchen Kranken zur Anwendung. Als besonders wirksam zur Ableitung der Entzündung von den Augen wurden von Manchen nebst den Blutentziehungen Gegenreize empfohlen, grosse Vesicantien von 16 cm. Durchmesser und mehr zwischen die Schultern oder hinter die Ohren applicirt mit Unterhaltung der Eiterung, die Brechweiü steinsalbe, selbst kleine Moxen. Zu unterstützen suchte man die Wirkung der Aderlässe ferner durch eine ausgiebige Diaphorese (mittelst Liq. ammon. acet. und Eliederthee) oder durch Purgiermittel. Auf Abhaltung, bzw. Temperierung des Lichts wurde immer streng Bücksicht genommen. !) Geschichte der Ophthalmie etc. Deutsch von Michälis. Berlin 1817. S. 63. Das engl. Original erschien 1807. 2) Ohservations on Ophthalmia. London 1811. 3) Die ägyptische Augenentzündung unter der k. preuss. Besatzung in Mainz. Berlin 1820. S. 215. 4) Ueher die Entstehung, Beschaffenheit und zweckmässigste Behandlung der Augenentzündung in einigen europäischen Armeen. Utrecht 1824. S. 244.