Volume 2

Die Wirkungen von Arzneimitteln und Giften auf das Auge : Handbuch für die gesammte ärztliche Praxis / von L. Lewin und H. Guillery.

  • Lewin L. (Louis), 1850-1929.
Date:
1905
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Credit: Die Wirkungen von Arzneimitteln und Giften auf das Auge : Handbuch für die gesammte ärztliche Praxis / von L. Lewin und H. Guillery. Source: Wellcome Collection.

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    aber auch von dem Nährboden, den er findet. Auf diesen Grundlagen baut sich die Verschiedenbeit der Krankheitsbilder auf, gleichgültig, ob das Gift primär an seiner Entstehungsstelle oder resorptiv wirkt. Die Annahme halten wir für falsch, dass bei jedem Pilze nur ein ganz bestimmter Giftstoff für die durch ihn hervorgerufenen Krankheits- erscheinungen verantwortlich zu machen sei. Es folgt dies schon aus der Abhängigkeit der Giftentwickelung von dem gefundenen Nährboden1). Das Experiment hat längst erwiesen, was a priori zu erschlossen war, dass unter verschiedenen Culturbedingungen die Pilze ein ganz ver- schiedenes Verhalten zeigen und ganz verschiedene Wirkungen erkennen lassen. Ist dieses schon bei den beschränkten Modificationen der Fall, welche der Versuch im Glase zulässt, um wie viel mehr muss man damit rechnen, bei den ganz unübersehbar verschiedenen Lebensbedingungen, welche der Pilz im menschlichen Organismus lindet. Man kann somil weder erwarten, dass derselbe Pilz immer die gleichen, noch auch ihm ganz ausschliesslich eigene reactive Symptome hervorruft. Dies beweisen die bei den verschiedensten Jnfeetionskrankbeiten im acuten Stadium oder später auftretenden, oft so ganz gleichartigen Krank- heitsäusserungen. Ganz besonders zeigt sich aber die Gleichartigkeit der von den verschiedensten Pilzen veranlassten Giftwirkungen gerade am Auge. Man wird kaum noch einem Widerspruche begegnen, wenn man behauptet, dass es specifische Krankheitsbilder, welche den verschiedenen, am Auge Entzündung erregenden Mikro- organismen eigentlnimlich wären, nicht giebt. Bei demselben bacteriologischen Befunde zeigen sich oft genug die verschiedensten Krankheitsbilder, vom einfachen Catarrh bis zur schweren Blennorrhoe mit oder ohne Bildung von Pseudomembranen, und umgekehrt können bei demselben Krankheitsbilde die verschiedensten bacteriologischen Funde gemacht werden. So wird Conjunctivitis sicher erregt durch den Gonococcus, Pneumococcus. den Bacillus Koch-Weeks, den Streptococcus pyogenes, den Diphtheriebacillus, den Diplobaeillus (Morax). Staphylokokken und Diplokokken (Pseudogonokokken) fanden sich beim acuten Follicularcatarrh. Vereinzelte Befunde sind: der Micro- coccus minutissimus (Bach), der Bacillus von Gromakowsky bei Conjunctivitis epidemica und das Bacterium coli2). Das Ulcus serpens ist fast immer durch Pneumokokken ver- ursacht, welche mitunter aber auch andere Geschwüre erzeugen. Ferner entsteht Keratitis durch Streptokokken und Staphylokokken3), durch den Kapselbacillus Pfeiffer, den Bacillus pyogenes foefi- el u s, das Bacterium coli, den Bacillus pyocyaneus, durch Diplo- kokken, Ozaenabacillen, Aspergillus fumigatus, Tuberkel-. Lepra- und einige noch- nicht definirte Bacillenarten2). Unter 7H Fällen von ßindehautcatarrh verschiedener Art, die bae- 1) Lewin, Die Nebenwirkungen der Arzneimittel. 3. Aull. S. 391. 2) Uhthoff, Samml. zwangloser Abhandl. über Augenheilkunde. Bd.ll. Heft 5. 3) Der Staphylococcus aureus kann auch Hornhautgeschwüre und Pseudo- membranen hervorrufen (Gasparrini, Annali di Ottalmol. T. XXIV. Suppl. al fase. 4).