Ein Fall von Empyem der Keilbeinhöhle mit Augensymptomen nebst Bemerkungen über die Anatomie der Keilbeinhöhlen / von H.H.B. Cunningham, M.D.

  • Cunningham, H. H. B.
Date:
[1907?]
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Credit: Ein Fall von Empyem der Keilbeinhöhle mit Augensymptomen nebst Bemerkungen über die Anatomie der Keilbeinhöhlen / von H.H.B. Cunningham, M.D. Source: Wellcome Collection.

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    bestehen gekreuzte Doppelbilder, die unter Prisma 4° verschwinden, ausser¬ dem eine leichte Parese des linken M. rectus externus. Der Augenhintergrund ist bis auf eine leichte, aber deutliche linksseitige Papillitis normal. Das Gesichts¬ feld ist beiderseits, besonders aber links, etwas für Weiss, stärker für rot konzentrisch eingeengt; zentrale Skotome sind nicht vorhanden. Die vordere Rhinoskopie ergibt Eiter in der linken Nasenhöhle, die durch Polypen teil¬ weise verschlossen wird. Die Polypen werden entfernt, und einen Monat später wird der Keilbeinsinus untersucht: es findet sich Eiter in der Gegend der Sinusöffnung. Auswaschungen des Sinus mit Borlösungen durch eine Sinuskanüle, die ohne Schwierigkeiten eingeführt wird, ohne dass eine künstliche Oeffnung angelegt zu werden braucht. 3 Wochen später sind die Doppelbilder verschwunden, die Kopfschmerzen treten nur noch zeitweise, weniger häufig und in geringerer Stärke auf wie früher. Diese Besserung trat unmittelbar nach den Sinusausspülungen auf. Es besteht zwar noch geringe fötide Absonderung aus der Nase und eine leichte Prominenz des linken Auges, aber in viel geringerem Grade wie früher. Die Beweglichkeit des Bulbus ist nach allen Richtungen frei; im Hintergrund ist links der nasale Rand der Papille unscharf, der temporale scharf; die temporale Papillen¬ hälfte erscheint etwas blass. Die Venen sind normal und gut gefüllt, die Arterien etwas enger wie normal. S. beiderseits = e/9, rechts etwas schärfer wie links. Die Pupillen sind gleichweit und reagieren prompt auf direkte wie indirekte Beleuchtung. Am 3. I. 1907 erneute Ausspülung des Sinus mittelst Katheter, wobei sich etwas dickflüssiger Eiter entleert. Pat. ist ein intelligenter, gesund aussehender Mann. Lues wird negiert, doch ist eine Stiefschwester und -Bruder (Kinder der Mutter) wie seine eigene Schwester an Tuberkulose gestorben. Epikrise. In der Mehrzahl der Fälle von Sinusitis sphenoidalis klagen die Pat. über gar keine Krankheitserscheinungen, am wenigsten von seiten der Sinusitis als solcher. Vorliegender Fall bestätigt dies: Ein gesunder Mann mit fötider Rhinorrhoe, der er keine Beachtung schenkt, sucht erst wegen der Augenkomplikation ärztliche Behandlung auf. St. Clair Thompson (2) bestätigt, dass in der Regel diese Patienten über Nasensymptome nicht klagen, oft sogar deren Existenz ablengnen und dass sie gewöhnlich erst dann in Behandlung kommen, wenn die oben erwähnten Be¬ schwerden auftreten oder sonst irgend welche Komplikationen; er referiert über 42 tödlich verlaufene Fälle, deren Sektion die Sinusitis sphenoidalis als primäre Erkrankung ergab, von der aus, wie er sagt, sich eine Thrombose des Sinus cavernosus oder eine basale Meningitis als häufigste Folge ausbildet. Was hat in unserem Falle den Exophthalmus bedingt? Eine Thrombose des Sinus cavernosus erscheint unwahrscheinlich, da hierfür keine Allgemeinsymptome vorliegen und die vorhandenen Symptome nicht schwer sind, während doch bei Thrombose des Sinus cavernosus das Allgemeinbefinden gewöhnlich stark beein¬ trächtigt ist und der Kranke meist stirbt. Auch beobachtet man hierbei Exophthalmus und Chemose der betreffenden Seite, während die andere Seite meist durch direktes Uebergreifen des Prozesses beteiligt ist. Wahrscheinlicher ist es, dass die Entzündung des einen Sinus sich in das retrobulbäre Gewebe ausgebreitet hat, entweder direkt durch den Knochen hindurch oder auf dem Lymph- wege, oder aber dass sie ein sympathisches Oedem dieses Gewebes