Volume 1

Die medizinischen und chirurgischen Krankheiten der Haut / von Hans Locher.

  • Locher Hans, 1824-1873.
Date:
1867
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Credit: Die medizinischen und chirurgischen Krankheiten der Haut / von Hans Locher. Source: Wellcome Collection.

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    Pocken, Cholera, Syphilis u. s. w. aussetzen, nicht angesteckt werden. Diese Bedingungen liegen für uns jedoch grösstentheils im Dunkeln und sind jedenfalls ebenso gut bei denjenigen Infektionskrankheiten, welche sich durch die Atmosphäre verbreiten, vorhanden, als bei denjenigen, welche sichtbarer Träger bedürfen. Bedingungen dieser Art verhüllt man mit dem reichen Faltenwurf jenes Mantels, welcher unter dem Namen „körperliche Disposition einen wesentlichen Bestandtheil unserer Gar- derobe ausmacht. Die hohe praktische Bedeutung, welche die Frage des Unterschiedes in der Verbreitungsweise besitzt, springt aufs Schla- gendste in die Augen, sowie es sich um eine Krankheit handelt, welche sich lediglich durch körperliche, d. h. feste oder flüssige Berührung fort- pflanzt. So ist es z. B. eine die Wohlfahrt der gesammten Menschheit mitbestimmende Fügung, dass der Mensch nicht durch blosses Luft- schnappen syphilitisch, hydropliobisch oder rotzkrank werden kann. Aus diesem Grunde ist es auch völlig gerechtfertigt, den höchst bedeutsamen Unterschied durch eine klare und bestimmte Terminologie festzustellen. So ist man darauf gekommen, den an einem festen oder flüssigen Träger liattenden Ansteckungsstoff Kontagium zu nennen und ihm als eine ver- schiedene Art von Ansteckungsstotf das Miasma entgegenzustellen als einen schädlichen Stoff', welcher, einen Bestandtheil der Atmosphäre bildend, auf dem Wege der Athnuuig, oder wenigstens bloss durch Ver- mittlung der Luftströmung dem menschlichen Körper zugeführt wird und auf diesen letztern seinen krankmachenden Einfluss übt. Nach dieser Terminologie trennt man die ansteckenden Krankheiten in drei Gruppen, in die kontagioseu, in die miasmatischen und in die^miasmatisch-kontagiosen. Unter einer kontagiosen Krankheit versteht man eiue ansteckende Krankheit, derenWeiterverbreitmig ausschliesslich durch einen Hergang sinnlich wahr- nehmbarer, wenn auch nicht immer wahrgenommener Berührung erfolgt, durch ein körperliches Zusammentreffen mit Kranken, welche mit der fraglichen Krankheit behaftet sind, oder wenigstens mit Personen oder Gegenständen, welche den Ansteckuugsstoff an sich tragen. Die kon- tagiose Krankheit verbreitet sicli nicht durch die Luft, nicht auf die Ent- fernung hin. Vor Allem ist die Syphilis das ausgesprochene Beispiel einer kontagiosen Krankheit, ebenso Rotz und Hundswuth. Das kon- kreteste und unzweideutigste Bild einer solchen liefert aber die Krätze und der Favus, Bei Hundswuth und Syphilis beruht die Annahme eines Ansteckungsstoffes, so viel Wahrscheinlichkeit sie für sich hat, doch immerhin noch auf blosser Theorie, auf subjektiver Willkür, und wie leicht kann das vorschnelle Urtheil der menschlichen Kurzsicht auch bei diesem Anlass durch Entdeckungen, welche der Zukunft vorbehalten sind, vollständig Lügen gestraft werden! Dagegen ist bei Krätze und Favus die Existenz eines Ansteckungsstoffes nicht nur über jeden Zweifel er- haben, sondern wir sind im Stande, denselben aufs Genaueste in seinen naturhistorischen Eigenschaften zu studiren. „Wie nun aber, wirft Dr. Wilhelm von Okkam ein, „wenn ein Windstoss Jemandem, ohne dass dieser etwas ahnt, Rotzgift, Krätzmilben, Favuspilze zuschleudert und ein Zusammentreffen günstiger Umstände macht es möglich , dass die Ansteckungsstoffe auf der Stätte ihrer neuen Verschleppung festen Fuss fassen und den Befallenen rotzig, krätzig oder favos machen, ist in diesem Falle die Krankheit nicht ebenfalls miasmatischen Ursprungs und müssen Rotz, Krätze und Favus um solcher Möglichkeiten willen nicht zu den miasmatisch-kontagiosen Krankheiten gezählt werden? Nein, geehrtester Herr Subtilis! Zum Begriff eines Miasmas gehört, dass dasselbe an der Luft ein ihm zusagendes, keineswegs ein zufälliges, sondern ein Element