Volume 1

Die medizinischen und chirurgischen Krankheiten der Haut / von Hans Locher.

  • Locher Hans, 1824-1873.
Date:
1867
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Credit: Die medizinischen und chirurgischen Krankheiten der Haut / von Hans Locher. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

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    die Syphilis Neugeboruer, nicht selten von Pemphigus begleitet ist, will ich nicht reden. Aber ich sah z. B. einmal Pemphigus sich nach einer Amputation entwickeln. Vor Allem aber habe ich während vier Jahren den Fall eines schworen Hinileidens (Pachymeningitis, Gehirngeschwulst oder so etwas; ich kam nicht zur Autopsie) in Behandlung gehabt, in dessen Verlauf mehrmals Pemphigus ausbrach, heilte und nach 'j,—1 Jahre sich von Neuem entwickelte. Namentlich in diesem letzteren Falle musste ich mich wiederholt fragen, welch ein,Zusammenhang wohl zwischen dem Hirn- und dem Hautleiden stattfinde. Der Verlauf des letzteren machte auf mich vollständig den Eindruck, als beständen keine weitere Bezieh- ungen zwischen beiden Krankheiten, als dass das Hirnleiden den Körper meinethalben durch Schwächung oder verminderte Innervation zur Auf- nahme oder Ausbildung jenes unbekannten Faktors, welcher Pemphigus verursacht, geeigneter mache. Warum sollte eine solche Blasenbildung, wie sie dem Pemphigus cigenthümlich ist, nicht gerade so gut selbst- ständig vorkommen können, wie man von einem selbstständigen Vor- kommen des Rothlaufs, der Nesseln, der Phypia u. dgl. spricht? Man kennt ja bei den wenigsten Hautkrankheiten das innere, ursächliche Verhältniss. Die meisten sind vielleicht allerdings blosse Symptome, ledig- lich die oberflächlichsten Erscheinungsweisen, z. B. einer Blutkrankheit, und weil das wahre Sachverhältniss unserer Erkenntniss entrückt ist, müssen wir uns an das halten, was wir sehen. Warum sich desshalb einzig beim Pemphigus darauf steifen, ihn bloss als symptomatischen Prozess gelten lassen zu wollen? Ich kann dieser Auffassung um so weniger zustimmen, als in der Literatur von trefflichen Beobachtern Fälle aufgezeichnet sind, in denen neben der Erscheinung des Pemphi- gus schlechterdings kein anderer, gleichzeitig im Körper waltender Krank- heitsprozess zu erkennen Avar, und, innnerhin die Kurzsicht unseres Blickes zugegeben, der Pemphigus thatsächlich als selbstständiges Leiden anerkannt werden musste. Der Pemphigus oder Blasenausschlag beruht auf der Entzündung einer umschriebenen Stelle des Koriums, welche Entzündung dann durch wässerige Ausschwitzung unter die Epidermis das Entstehen einer mehr oder weniger grossen, mit dünnem, hellem, gelblichem Serum gefüllten Blase bedingt. Entweder, jedoch in den seltenen Fällen, bleibt es bei der Bildung einer einzigen Blase (so war es einige Male bei jenem von mir beobacliteten, mit einem Hirnleiden verbundenen Pemphigus der Fall; mitten auf der Stirne schoss eine einzige kinderfaustgrosse Blase auf). Oder es bilden sich mehrere oder sogar viele Blasen und zwar ent- wickeln sie sich entweder ziemlich gleichzeitig mit einander, oder aber es erscheinen immer neue Blasen und die Krankheit zieht sich auf eine unbestimmte, oft sehr lange Zeit hinaus. Dem Ausbruch des Uebels gehen öfters Vorboten voran; bisweilen sind dieselben sogar recht in- tensiv und bestehen in grosser Angst und Unruhe, Schmerzen in den Gliedern, Jucken und Brennen über die ganze Haut u. s. f. In andern Fällen fehlen die Vorboten ganz und das Erste, was die Entwicklung eines Ausschlags ankündigt, sind gleich die örtlichen Erscheinungen: rothe oder bläulich rothe, meistens kreisrunde, mit dem Gefühl von Jucken und Brennen auftretende Flecken, in deren Mitte sich durch Ab- lösung der Oberhaut ein kleines, wasserlielles Bläschen bildet, das dann schnell zunimmt, entweder den ganzen Fleck einnimmt oder einen rothen Hof übrig lässt und die Grösse von einer Erbse, einer Nuss bis zu der eines Apfels erreicht. Die Form ist im Allgemeinen rundlich, richtet sich übrigens nach dem Gesetz der Schwere, welches der umschlossenen