Diagnostik der chirurgischen Krankheiten / Von d. E. Albert.

Albert, Eduard, 1841-1900.

Date:: 1887

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Credit: Diagnostik der chirurgischen Krankheiten / Von d. E. Albert. Source: Wellcome Collection.

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nehmen sei. Ich unterbrach sogleich die Vorlesung, das Kind wurde herein- gebracht und zeigte in seinem Athmen wirklich die Erscheinungen einer Stenose der Luftwege in höchst bedeutendem Grade. An Croup zu denken wäre das Natürlichste gewesen. Aber das Kind hielt den Kopf nicht nach rückwärts ge- streckt, wie die croupkranken Kinder, sondern nach vorne gebeugt und bewegte ihn nicht im Mindesten. Dieser Umstand und das blasse Aussehen des Kindes erweckten in mir beim ersten Anblicke den Gedanken, dass hier Caries der Halswirbel und ein Retropharyngealabscess vorliege, der die Ursache der Athem- noth sei. Rasch griff ich in den Nacken und fand einen prominenten Dornfort- satz. Nun ging icli mit den Fingern der linken Hand in den Rachen, fand wirklich eine elastische Vorwölbung der hinteren Rachenwand, führte mit der rechten Hand ein Tenotom ein und schlitzte den Abscess. Das Ganze war das Werk weniger Secunden. Die Athemnoth nahm rasch ab und ich konnte nun mein Handeln den Zuhörern gegenüber motiviren. II. Verletzungen des Schädels, des Hirns und ihre primären Folgen. Es ist zu allen Zeiten als eine höchst merkwürdige Thatsache hervorgehoben worden, welchen unberechenbaren Verlauf die Ver- letzungen am Schädel nehmen. Gewaltige, penetrirende Verletzungen mit Zermalmung ganzer Gehirntheile können heilen, und das oft ohne dauernden Nachtheil für die Functionen des Körpers; und auf der anderen Seite kann ein Schlag auf den Kopf, der den Betroffenen gar nicht niederwirft, der eine kleine Wunde der weichen Schädel- decken hervorbringt, nach einiger Zeit zu Erysipel und Meningitis mit lethalem Ausgange führen. Die Antiseptik hat in neuerer Zeit auch hier ausserordentlich segensreich gewirkt, indem sie, rechtzeitig angewendet, die Eiterung verhindern kann. Ich habe diese Bemerkung darum vorausgeschickt, um gleichsam schon in diesem Gedankengange anzudeuten, dass bei Verletzungen der Schädelhöhle — ebenso wie bei jenen der Brust- und Bauchhöhle — die ersten antiseptischen Massnahmen der genaueren Diagnose sogar vorausgehen müssen.