Volume 1

Gesammelte Abhandlungen, 1864-1910.

  • Erb, Wilhelm, 1840-1921.
Date:
1910
Catalogue details

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Credit: Gesammelte Abhandlungen, 1864-1910. Source: Wellcome Collection.

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    Die Sacrolumhales anscheinend noch ziemlich gut; keine deutli'che Lendenlordose. Schu'dche der Hiiftbeuger ist deutlich, r. > I. — dabei wird das Bein nach auBen rotiert. Der Quadriceps beiderseits noch gam gut. — Die Waden vollig normal. Die eM'tr. Erregbarkeit ist in den atrophischen Muskeln einfach, Imabgesetzt; keine EaR. — Keine fibrillen Zuckungen. Sensibilitdl ist iiberall vollig normal. — Sehnenreflexe normal. Stuhl in Ordnung. Intelligenz, Sprache, Sinnesorgane, Herz, Abdoininalorgane usw. vollig normal. tlber die Diagnose kaiin wohl keiii Zweifel sein; es ist eine vollkoramen typisch lokalisierte, in alien ihren Erscheinimgen klassische Dystrophie (jnvc- nile Form), zunachst besonders am Scliultergurtel lokalisiert und etwas an den Oberarmen. Wenn icli heute die damaligen Notizen (die im Vostehenden wortlich wiedergegeben sind) mit kritischem Auge diirchsehe, und wenn ich auch in Erwagimg ziehe, dab ausgesprochene Hypertrophien niclit notiert sind, kann ich doch keine andere Diagnose stellen, obgleich der Verlauf ein anderer wurde als ich erwartete. Alles was etwa in Frage kommen konnte, Poliomyelit. ant chron.. Syringomyelic, multiple Neuritis oder dgl., ist mit Leichtigkeit auszuschlieBen. Es wurde eine systematische Behandlung (Galvanisieren des Halsmarks, Galvanofaradisation der Muskeln, leichte Massage und TJbungen, Tonika [Feuum, Arsen, 01 jecoris], Hydrotherapie, Salzbader, Luftkuren) instituiert und, wie mir berichtet wurde, konsequent durchgefiihrt. Der Erfolg war ein uberraschend guter. Am 7. Oktoher 1902 (also nach fast 3 Jahren) hatte ich Gelegenheit, das Kind wieder zu sehen und zn unter- suchen. Man berichtete mir, das Leiden sei ganz allmdhUch besser geworden und jetzt sei das Kind eigentlich ganz gesund. (Es hat inzwischen einmal Mumps mit anschlieBen- der eitriger Halsdriisenentziindung gehabt, aber alles gut geheilt.) Das Kind ist sehr gewachsen und stark geworden, es lebt und bewegt sich wie ein gesundes Madchen. In der Tat finde ich ein groBes, starkes, lOjahriges Madchen, das sich vollko^nmen frei und in korrekle}' Haltung bewegt. — Von der ganzen Dystrophie sind nur noch Spuren zu sehen; besonders die Cucullares fehlen noch und etwas an den unteren Partien der Pectorales (deren obere Biindel jetzt wieder ganz in Ordnung sind); auch die Deltoidei sind in ihren oberen Abschnitten noch etwas inager; die Scapulae stelien nur noch wemg ab, die Rehung der Arme geschieht ganz gut; die Serrati und Latissimi sind vollig restituiert; es besteht nur noch etwas »Stechen mit dem Schulterblatt nach auBen« (Schwache der Cucullares!). — Die Beuger am Oberarm sind wieder kraftig, die Supinatoren gut erhalten. Der Rippenkorb ist wieder ganz normal; die Bauckmuskeln und die Hiiftbeuger desgleichen. Sacrolumbales sehr gut. Oberschenkel straram und kraftig. Also eine wunderbare, naJiezu an Heilung grenzende Besserung! Die Behandlung soli, mit Unterbrechungen, noch fortgesetzt werden; allerlei Sport, Reiten, Tanzen usw. werden erlaubt. Der weitere Verlauf blieb ein gleichmaBig gutei\ worilber ich von Zeit zu Zeit Befriedigendes hore. In den jungsten Tagen (Juli 08) erhielt ich auf speziclle Anfrage die Mitteilung: »Das Kind ist grofi und stark geworden, hiibsch, gesund, geschickt und frdhlich. Sie ist eine vorziigliche Schwimmerin und Taucherin geworden; erscheint vollkommen gesund und leistungsfdhig und der einzige, noch etwas schmalc Muskel (der Deltoideus) scheint gerade durch das Schwimmen im letzten dahre wieder vollkommen normal geworden zu sein.«