Volume 1

Gesammelte Abhandlungen, 1864-1910.

  • Erb, Wilhelm, 1840-1921.
Date:
1910
Catalogue details

Licence: Attribution-NonCommercial 4.0 International (CC BY-NC 4.0)

Credit: Gesammelte Abhandlungen, 1864-1910. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by UCL Library Services. The original may be consulted at UCL (University College London)

    1039/1066 (page 1027)
    lion diescr Eleniente z\i ciner grcifbarcn tropliisclien Stoning in den Muskcln fiihrt. Jell kann diesen Gedankcn, der ja Icdiglich die Konsequenz meiner lilngst ausgesprochenen Anschauungen darstellt, nur fiir sclir berechtigt halten. Hier ist dann wold ancli an die Muskelveranderungen im Pferdekehlkopf nacli Resektion des N. laryngeiis super, zu erinnern. Die merkwiirdigen Tat- sachen fiber die Tnnervation der Kehlkopfmusleeln bei Pferden, welclie von H. Moller^ uud von Sigm. Exner^ festgestellt wurden — (der J^aryng. sup. ffihrt ausscldieBlich sensible Fasern; nacli seiner Durclischneidung tritt trotz- deni sofort Stillstand der Bewegungen der betreffenden Kehlkopfhalfte ein ufid es atrophieren die samtlichen Muskeln) —, muBten naturlich zu einer genauen Uiitersucliung der Muskeln nach solclien Durchschneidungsversuchen anregen. Pineles^ hat vor kurzeni die Resultate der Untersuchung von 2 Kelilkopflialften mitgeteilt an Pferden, deren eineni der I;aryng. superior, deni anderen der Ijaryng. inferior diirchschnitten war. Er fand auffallende Differenzen zwisclien beiden, in deni letzten Fade niehr das Bild, wie man es sonst in den Muskeln nacli Durclisclineidnng ihrer motorisclien Nerven findet (degenerative Atropine, Bindegewebswucherung usw.), in deni ersten dagegen Veranderiingen, welche Pineles selbst in Bezieliung zur Dystrophie bringt (Faserqiiellung, aber oline Kernvermeliriing, neben Faseratrophie mit Kernwiicherung, w^achsartige Degeneration, aber sclir geringe Bindegewebs- vermehrung). Icli wage nach der Beschreibung und den Abbildungen von Pineles nicht zu entscheiden, ob hier wirklich eine weitgehende Ahnlichkeit niit den Veranderiingen bei Dystrophie vorliegt; es will mir eher scheinen, als ware dies nicM der Fall (keine Bindegewebsvermehrung und Kernwiicherung, keine Vakiiolen, keine Spaltbildungen, keine Kernvermehrung in den hyper- trophischen Faserns!). Jedenfalls aber scheinen diese Beobachtungen doch zu beweisen, daB infolge des AVegfalls gewisser nervoser Einfliisse, die nicht mit den motorischen Nerven die Muskeln erreichen, sehr auffallende Veran- derungen in der histologischen Beschaffenheit der Muskeln eintreten kbnnen, die sich von der degenerativen neurotischen iVtrophie deiitlich iinterscheiden. Exner^ selbst spricht sich sehr vorsichtig iiber den Befund aus und denkt, wie es scheint, an Inaktivitatsatrophie, was allerdings nach anderweitigen Erfahrungen wohl nicht sehr wahrscheinlich ist. Jedenfalls ware es hochst wimschenswert, daB diese interessanten Tatsachen weiter verfolgt und einer eingehenden experinientellen Untersuchung unterzogen wiirden. Das Letzte endlich, was in dieser Frage noch von besonderer Bedeutung ist, sind die pathologisch-anatomischen Befunde, Avelche man in einzelnen Fallen von Pseudohypertrophie und anderen Fornien von Dystrophie am RikkenmarTc erhoben hat. Die alteren Beobachtungen (von Kesteven, L. Clarke, Gowers, Byrom Bramwell u. a.) sind bercits von Fr. Schultze in seiner Monogi’aphie zusammengcstellt und scharf kritisiert worden; sie ergeben auch hochstens, daB gelegentlich im Ruckenmark sich gewisse Veranderungen finden, welche zeigen, daB dieses Organ nicht vbllig normal ist, welche aber keineswegs aiis- reichen fur die Erklaruiig der ganzen weitverbreiteten Miiskelveranderungen. In diese Kategorie gchort auch der Fall von Singer (s. oben S. 997). Wichtiger aber imd eingchender reden — abgesehen von den Befunden in den Fallen von Eru-Schultze (s. oben S. 1008) und Kaiiler (s. oben S. 1009) 1 Das Kelilkopfpfeifen des Pfcrdcs. Stuttgart 1888. 2 Zcntralbl. f. Pliysiologie 1889. Nr. 6. 3 Die Degeneration der Kelillcopfinuskeln beini] Pferd nacli Durclischneidung des N. laryngeus superior und inferior. Pfliig. Arcli. f. d. gesamt. Pliysiol. Bd. XLVIU. 1890. S. Neurol. Z.-Bl. 1891. Nr. 2. S. 62. 6a*