Einführung in das Studium der Medicin : (medicinische Encyklopädie und Methodologie) / Vorlesungen gehalten an der Universität zu Berlin von Prof. Dr. Jul. Pagel.

  • Pagel, J. (Julius), 1851-1912.
Date:
1899
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Credit: Einführung in das Studium der Medicin : (medicinische Encyklopädie und Methodologie) / Vorlesungen gehalten an der Universität zu Berlin von Prof. Dr. Jul. Pagel. Source: Wellcome Collection.

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    das Krankenexamen einzuleiten bat, wie er dabei sofort die unwesent- lichen subjectiven Beschwerden als solche erkennen und seine Aufmerk- samkeit mehr auf das lenken soll, was voraussichtlich für die Diagnose in Betracht kommen kann. Da die Verhältnisse bei der inneien Unter- suchung1 durchweg viel complicirter liegen, grösseren Scharfsinn in der Combination der verschiedenen Symptome erfordern, besonders in der »Scheidung des Wesentlichen vom Unwesentlichen. da ferner bei innerlichen Erkrankungen das Individuum möglichst vollständig an allen seinen Organen untersucht werden soll, weil der leidende Theil nicht sofort in die Augen springt und weil überdies bei jeder Krankheit der ganze Mensch leidet, nicht blos das einzelne gerade erkrankte Organ, so ist der diagnostische Apparat viel umständ- licher, die Untersuchung erheischt grössere Umsicht und Uebung und der junge Klinicist ist auf eine Reihe von Dingen aufmerksam zu machen, die er in den Lehrbüchern nicht findet. Hier, in der inneren Klinik, tritt der Student zum erstenmale an ein Krankenbett zum Zweck der selbständigen Aufstellung und Durchführung eines Curplans. Er soll dort lernen, wie man sich mit dem Kranken in einen gewissen seelischen Rapport setzt, wie man es anfangen muss, um sich das Vertrauen des Kranken zu erwerben, wie man Arzt im wahren und höheren Sinne des Worts wird, d.h. indem man nicht etwa blos sich mit Diagnose und kurzen Verordnungen rein therapeutischer Natur begnügt, sondern für die Bedürfnisse des Kranken nach allen Richtungen sorgt, die Verhältnisse desselben durch zweckentsprechende Pflege und stramme Durchführung der therapeutischen Massnahmen so gründlich regelt, dass auch soweit als möglich der Erfolg gewährleistet wird. Da gilt es, eine Reihe von Aeusserlichkeiten und gewisse Imponderabilien zu beachten, die nichts mit der strengen Wissenschaft zu thun haben, aber für die Kunst als solche unentbehrlich und von der grössten Wichtig- keit sind. Nach dieser Richtung hin kommt in Betracht das Ambulatorium, d. h. die gemeinschaftlichen Besuche der Krankensäle, wobei die Schüler unter Führung des Lehrers, beziehungsweise seines Assistenten von Bett zu Bett wandern, und überall auf das Bemerkens- werte der Fälle aufmerksam gemacht werden. Hiebei lernt der Klinicist auf manches achten, was bei der Vorführung des Falles im Hörsaale nicht zur Sprache kommen kann. Erst nach Ablauf des propädeutisch- klinischen Semesters und nachdem Sie während desselben gleichzeitig die Hauptcapitel der speciellen Pathologie und Therapie sich theoretisch entweder in einer Vorlesung oder nach einem guten Lehrbuch ange- eignet haben, folgt das Prakticiren in der Klinik, das ebenfalls für die Dauer von zwei Semestern obligatorisch ist und in allem so gehand- habt wird, wie in der chirurgischen Klinik. Während die letztere meist über 2 Stunden hinter einander sich erstreckt wegen der Notwendig- keit grössere Operationen zu machen. genügt für die innere Klinik tätlich eine Stunde, um schliesslich in einem Semester die Vorführung einer stattlichen Casuistik zu ermöglichen. Geht der Lehrer systematisch vor und verfügt er über eine reichhaltige Auswahl, so wird er in der Lage sein. im Laufe von 1—2 Semestern Ihnen für alle Abschnitte der speciellen Pathologie und Therapie Paradigmen vorzuführen, wo- möglich gewisse Affectionen in mehreren Varietäten der Symptome und des Verlaufs. Ergänzend tritt noch das auch für die innere Medicin