Beiträge zur Statistik des Lippenkrebses ... / von Theodor Fricke.

  • Fricke, Theodor.
Date:
1898
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Beiträge zur Statistik des Lippenkrebses ... / von Theodor Fricke. Source: Wellcome Collection.

    20/58 (page 18)
    Georg Schn., 75jähriger Bauer, Nichtraucher. Seit 6 Wochen (!) Tumor neben dem linken Mundwinkel, der wund wurde und sich mit Borken bedeckte. Status (28. Juli 1890): Von der Unterlippenmitte bis 1/l2 cm an den linken Mundwinkel hinanreichende, flache, pflaumengrosse, harte Geschwulst, von Borken bedeckt. Darunter rother Geschwürsgrund, aus dem sich leicht einige Pfropfe herausdrücken lassen. Submental kleine, undeutlich fühlbare Drüsen, die sich nach ihrer Exstirpation als carcinös erweisen. Oper ation: Keilexcision, Naht. Tod 7i/2 Jahre später an Influenza mit Bronchitis capillaris (ärzt¬ lich bezeugt). Zur Erhöhung der Uebersichtlichkeit habe ich (vgl. Seite 2) sämmtliche mir genauer bekannten Fälle in fünf verschiedene Klassen eingetheilt. Tabelle I enthält die an den Folgen der Operation selbst Verstorbenen; es sind 8 Fälle (== 7 °/o) von Unterlippen-, 1 Fall (= 7,7 °/o) von Oberlippenkrebs. Welches war die Todes- Ursache? Fast immer spielte hier die Affection der Lunge die Haupt¬ rolle ; nicht weniger als sechsmal handelte es sich um Pneumonie, einmal ührte Lungenödem zum Tode. Ferner ist zweimal Collaps an¬ genommen; in dem einen dieser Fälle handelte es sich um einen 68jährigen Kranken, der schon einige Stunden nach der Operation starb; das andere Mal um einen 79jährigen, „ziemlich decrepiden“ Mann, der die Operation, bei der „ziemlich viel“ Blut in den Hals lief, noch U/2 Tage überlebte. Die Gefahr, dass während der Operation Blut in die Luftwege läuft, scheint nicht ganz gering zu sein. Von dem soeben erwähnten Falle abgesehen, ergaben sich bei einem bald nach der Operation verstorbenen Patienten „mässige Mengen Blutes in den Bronchien der (emphysematosen) Lunge“ als einziger Befund; und bei der Autopsie eines anderen (aber bereits mitgezählten) Kranken, der die Operation 16 Stunden überlebte: „Lungenödem; Trachea mit blutigem Schleim erfüllt.“ Im Durchschnitt trat der Tod 5—6 Tage nach der Operation ein; als kürzester Zeitraum findet sich „einige Stunden“, als längster 15 Tage. Das Durchschnittsalter war 66 Jahre, lag also 6 Jahre höher als das für die Gesammtheit der Lippenkrebskranken bei ihrer Aufnahme ermittelte Lebensalter — in der im Durchschnitt geringeren Widerstandskraft der Patienten mag z. Thl. der üble Ausgang der Operation begründet sein. Uebrigens handelte es sich bei fast allen an den Folgen der Operation Verstorbenen um schwere Fälle; sechsmal nahm das Carcinom die ganze oder doch fast die ganze Unterlippe ein, in