Bericht über den II. Kurs mit Kongress für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Giessen vom 9. bis 13. April 1912 / von Robert Sommer.

Date:
1912
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Credit: Bericht über den II. Kurs mit Kongress für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Giessen vom 9. bis 13. April 1912 / von Robert Sommer. Source: Wellcome Collection.

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    2 Es zeigte sich sehr bald, daß über das notwendigerweise in be- stimmten Grenzen gehaltene Kursprogramm hinaus für den daran an- schließenden Kongreß eine ganze Reihe von Vorträgen angemeldet wurden, bei denen die Vortragenden auf die besonderen Wünsche der Kongreßleitung in weitgehender Weise eingingen. Hieraus erklärt es sich, daß das Kongreßprogramm in der besonderen Art der Themata eine so systematische Vollständigkeit zeigte, daß von vornherein eine inhaltliche Gliederung der Vorträge ohne Rücksicht auf die Reihen- folge der Anmeldungen geschehen konnte, was sich zweifellos bei dem Verlauf der Verhandlungen bewährt hat. Wenn auch bei der Durchführung an einigen Stellen aus praktischen Gründen, z. B. bei der Eröffnungsfeier des Kongresses am Donnerstag, den 11. April, von dieser inhaltlichen Vortragsordnung Abstand genommen werden mußte, so konnte dieselbe doch im wesentlichen durchgeführt werden. Ich stelle die Vorträge in diesem Bericht so zusammen, wie sie in der Vortragsordnung des Kurses und Kongresses vorgesehen waren. Bei den Veranstaltungen war von vornherein ins Auge gefaßt, die auf Kongressen so oft bemerkbare Trennung in kleinere Gruppen zu vermeiden und die ganze Teilnehmerschaft auch in den Abend- stunden in einfacher geselliger Form zusammenzuhalten. A. Kurs. Schon bei der Begrüßung der Kursmitglieder am Montag, den 8. April, hatten sich ungefähr 100 Teilnehmer aus ganz Deutschland und einer Reihe von Nachbarstaaten zusammengefunden, eine Zahl, die bei Beginn des Kongresses auf ca. 160 stieg. Von vornherein war das Bestreben der Kongreßleitung darauf gerichtet, die aus ver- schiedenen Berufen stammenden Mitglieder miteinander bekannt zu machen und in geistige Fühlung zu bringen. Unter den Mitgliedern waren eine große Zahl von Psychiatern und Nervenärzten, sowie Gerichtsärzten, ferner Juristen und Strafvoll- zugsbeamte, auch mehrere Pfarrer und Lehrer, die in ihrem Beruf mit dem Mittelgebiet zwischen Psychiatrie und Strafrecht einerseits, Psychiatrie und Pädagogik andererseits zu tun haben, ferner Psycho- logen, Historiker, Genealogen, Naturwissenschafter, Soziologen, auch eine Anzahl von Vertretern praktischer Berufsstände, die bei ihrer Lebenserfahrung auf den Gedankenkreis der Familienforschung und Vererbungslehre gekommen sind. Eine Reihe von Frauen nahmen als eifrige Mitglieder am Kurs und Kongreß teil. Trotz dieser Zusammensetzung aus sehr verschiedenen Berufs- kreisen war sehr bald deutlich eine geistige Interessengemeinschaft bei den Mitwirkenden und Hörern ersichtlich, die im Verlauf des Kongresses sich immer mehr ausgebildet hat.