Bericht über den II. Kurs mit Kongress für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Giessen vom 9. bis 13. April 1912 / von Robert Sommer.

Date:
1912
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Credit: Bericht über den II. Kurs mit Kongress für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Giessen vom 9. bis 13. April 1912 / von Robert Sommer. Source: Wellcome Collection.

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    scheiden sind Methoden der Sammlung, Aufbereitung und Verwertung des Materials. Die Erfahrungen des einzelnen Beobachters werden durch die Langlebigkeit des Menschen beschränkt. Die Überlieferung mündlicher Art ist vielfach unsicher und lückenhaft. Es ist daher wünschenswert, diese Quellen durch regelmäßige Registrierung bestimmter Erschei- nungen zu ergänzen, wie sie jetzt in Baden für die Geisteskranken vorgesehen ist. In ähnlicher Weise sollten die Erfahrungen der Schul- ärzte, der Rekrutenuntersuchungen, kriminalistische Tatsachen, Selbst- morde, bestimmte Todesursachen registriert werden. Die Feststellung verwandtschaftlicher Zusammenhänge wird durch Familienregister, wie in Württemberg, und Familienbücher wesentlich erleichtert. Bei der Wahl des Themas der Darstellung sind Kenntnisse der Grundsätze der Genealogie notwendig. Besonders wichtig ist der Grundsatz der Sammlung vollständiger Schemata unter gleichmäßiger Berücksichti- gung beider Geschlechter. Der Stamm- oder Nachkommentafel ist aus praktischen Gründen die Ahnentafel, soweit es sich nicht um rein statistische Fragen handelt, vorzuziehen; sie bedarf aber da, wo die Verheirateten eine Auslese darstellen, einer Ergänzung durch die Sippschaftstafeln, welche auch die Seitenverwandtschaft umfassen. Die Bedeutung der Ahnen hä u fu n g — welchen Ausdruck der Vor- tragende statt des unzutreffenden „Ahnenverlustes“ vorschlägt — bei Bl utsverwandtschaft wird erörtert und darauf hingewiesen, daß ihre Bedeutung für Potenzierung bestimmter Eigenschaften nicht überschätzt werden darf. Im allgemeinen ist die Vererbungsforschung keine an- gewandte Genealogie, diese stellt vielmehr nur eine Hilfswissenschaft dar, und muß in biologischem Geiste verwertet werden Andernfalls sind schwere Mißgriffe unvermeidlich. Bei der Verwertung des Materials sind zwei Hauptfragen maß- gebend, die Frage nach dem Bestehen von Vererbung überhaupt und die nach dem Bestehen bestimmter Vererbungsgesetze. Für die Beantwortung der ersteren Frage ist die einfache kasuistische Feststellung verwandtschaftlicher Beziehungen wertlos, notwendig ist der Nachweis auffallend häufigen Vorkommens solcher, und diesen kann nur die Statistik liefern. Dieser ist aber ebenfalls nur eine notwendige Vorbedingung für die Anerkennung eines Erblich- keitsverhältnisses, es ist notwendig, auch die Möglichkeit einer Wirkung anderer Faktoren auf das Zustandekommen einer Erscheinung genau zu untersuchen. Über die Bedeutung der Korrelationsberechnung für diesen Zweck wird sich Redner in seinem Kongreß-Vortrage aus- sprechen. Wahl sozial homogenen Materials und weitgehende Diffe- renzierung werden die Statistik erfolgreicher machen. Ein besonderer Erfolg ist von der statistischen Feststellung der Häufigkeit von Ab-