Bericht über den II. Kurs mit Kongress für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Giessen vom 9. bis 13. April 1912 / von Robert Sommer.

Date:
1912
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Credit: Bericht über den II. Kurs mit Kongress für Familienforschung, Vererbungs- und Regenerationslehre in Giessen vom 9. bis 13. April 1912 / von Robert Sommer. Source: Wellcome Collection.

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    eine Kunst ist, die nur durch langjährige Übung und Erfahrung ge- lernt werden kann. Gänzlich ausfallen mußte leider die Darstellung der Lehre von der genealogischen Kritik, ein sehr schwieriges, aber äußerst wichtiges Kapitel. 2. Professor Dr. Sommer in Gießen: a) Die angeborene Anlage in den Gebieten der Normalpsycho- logie und Gcnielelire. Die wissenschaftliche Psychiatrie ist bei der Ursachenforschung im Hinblick auf die einzelnen Krankheitsformen immer mehr zu einer scharfen Scheidung von endogenen und e xo ge ne n Geistesstörungen gelangt Bei den endogenen handelt es sich um Folge-Zustände der Beschaffenheit der bei der Entstehung des Individuums beteiligten Keimelemente. Die Begriffe „angeboren“ und „endogen14 sind also nicht völlig identisch. Es können nämlich in der Zeit zwischen dem Zusammentreffen der Keimelemente und der Geburt im embryonalen Leben Störungen erworben werden, die alsdann angeboren, jedoch nicht endogen im Sinne der Keimzellenkonstitution sind. Diese Unterscheidung ist besonders im Gebiet des angeborenen Schwachsinns wichtig, da sich herausgestellt hat, daß eine ganze Reihe von Fällen im embryonalen Leben oder im weiteren Sinn sogar in den ersten Lebensjahren nach der Geburt erworben sind. Dies gilt z. B. für Hydrokephalie, Mikrokephalie, viele Fälle von Porenkephalie, Kreti- nismus usw. Die echten endogenen, d. h. durch die Beschaffenheit der Keim- zellen bedingten Störungen führen auf die Untersuchung der Familien, aus denen die elterlichen Zeuger stammen. Hierbei muß man unter- scheiden, ob diese endogenen geistigen Abnormitäten schon -bei der Geburt vorhanden sind oder erst später nach anfänglicher normaler Entwicklung zum Ausbruch kommen. Als Beispiel für die erste Gruppe dienen die rein endogenen Formen des angeborenen Schwachsinns, bei denen sich sehr häufig morphologisch normale Verhältnisse zeigen. Es handelt sich um pathologische Ausläufer am Stammbaum oder genauer um das pathologische Produkt von Keimzellen, von denen die mütterliche oder väterliche, in manchen Fällen beide, ein patho- logisches Moment potenziell in sich trugen. In der zweiten Gruppe, den später ausbrechenden endogenen Störungen sind besonders die Fälle von Dementia praecox (oder auch primärer Schwachsinn genannt), hervorzulieben, bei denen ohne ge- nügende äußere Ursachen lediglich infolge von einer bis dahin latenten Anlage Geistesstörungen von degenerativem Charakter, d. h. mit Über- gang in Schwachsinn ausbrechen. Bei den exogenen Krankheitsformen handelt es sich um die