Kompendium der topischen Gehirn-und Ruckenmarksdiagnostik.

  • Bing, Robert, 1878-1956.
Date:
1911
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Credit: Kompendium der topischen Gehirn-und Ruckenmarksdiagnostik. Source: Wellcome Collection.

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    partien ausbreitet. Werden doch die Muskeln in derjenigen Reihenfolge ergriffen, die der Aneinanderreihung ihrer Rindenzentren entspricht, In schweren Fallen springen die Jacksonschen Krampfe auch auf die Extremitaten der anderen Seite iiber und konnen mit Bewufitlosigkeit einhergehen. Ein sehr intensiver Reiz kann sich eben durch die Com- missurenbahnen (cf. pag. 162) auf das motorische Rindenfeld der anderen Hemisphere propagieren und ferner die Zentren der hoheren psychischen Funktionen (wohl in erster Linie die Stirnlappenrinde) betaubeu. Die bilateral innervierten Muskeln (Stirn-, Augenlider, Kaumuskeln, Sterno- cleidomastoideus etc.) krampfen auf beiden Korperseiten meistens synchron. Wo nicht andere Punkte die Diagnose stiitzen (etwa Hirndruck- symptome, wie Pulsverlangsamung, hartnackiger Kopfschmerz, Stauungs- papille, cerebrales Erbrechen etc. — oder die friihere Einwirkung eines Schadel traumas usw.) wird man aus den rindenepileptischen Anfalien den Schlufi auf eine Lasion im motorischen Rindenfelde nicht mit absoluter Sicherheit fallen konnen. Denn erstens gibt es eine Form der genuinen Epilepsie, welche die typische Jacksonsche Symptom atologie hat, sogenannte „idiopathische Hemiepilepsie; freilich deuten neuere Untersuchungen und auch die Erfolge der chirurgischen Eingriffe darauf hin, dafi dieser Form tatsachlich Veranderungen im Bereich der den An- fall einleitenden Rindengebiete zugrunde liegen (Cysten, Encephalitiden). Zweitens aber konnen auch Intoxikationen und Autointoxikationen (Alkoholismus, Absinthismus, Uramie) durch chemische Reizwirkung auf die motorische Gehirnrinde Jacksonsche Attacken hervorrufen. Alle diese Zustande konnen auch voriibergehende monoplegische oder hemiplegische Paresen nach sich ziehen. Nur wo jene einen bleibenden Charakter bekunden, sind sie ein vollwertiges Argument fur die organische Natur der corticalen Reizung; dasselbe gilt natiirlich auch fur die Falle, wo die JacA-son-Epilepsie in bereits vorher paretischen Muskeln einsetzt. Der Reizzustand einer bestimmten Partie der motorischen Gehirn- rinde, namlich des FuCes der 2. Stirnwindung (also desjenigen Ge- bietes, das auf Fig. 59 die Bezeichnung „Kopf und Augen ftihrt), gibt sich durch ein Phanomen kund, dem wir bereits im Abschnitte iiber die Augenmuskelnerven begegnet sind, namlich durch die Deviation conjuguee. Wir verweisen auf unsere Ausfiihrungen von pag. 140—145; denselben ist zu entnehmen, dafi, im Gegensatze zu den iibrigen Be- wegungen des Augapfels, die konjugierte Seitwartsbewegung des Bulbus vorwiegend einseitig innerviert wird. Die supranucleare Bahn, die zum pontinen Blickzentrum fiihrt, welches gleichzeitig den