Die Encephalitis und der Hirnabscess.

  • Oppenheim, Hermann, 1858-1919.
Date:
1897
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Credit: Die Encephalitis und der Hirnabscess. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.

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    Erkrankung unter die Norm sinkt. Auffallend ist es schon, wenn bei normaler oder gar erhöhter Temperatur eine Sehlagfolge von circa 60 in der Minute gefunden wird. Immerhin gibt es Individuen, bei denen die Zahl der Pulse habituell nicht über 60 hinausgeht oder gar noch unter dieser bleibt. Es ist wünschenswerth, dass über diese Frage um- fassendere Untersuchungen am Gesunden angestellt werden. Beim Hirnabscess sinkt die Pulsfrequenz nun häufig noch weit tiefer unter die Norm. Eine Schlagfolge von circa 50-—56 in der Minute findet sich am häufigsten angegeben. Nicht so selten geht, wie aus den Angaben von Huguenin. Gowers, Maeewen und der Oasuistik zu entnehmen ist. die Verlangsamung bis auf 44 und 40 Schläge pro Minute. Auch 30 finden sich einigemale angegeben (Maeewen, Go- wers. v. Bergmann). Toynbee und Wreden beschreiben selbst eine Pulsverlangsamimg bis auf 10—16 Schläge in der Minute. Bei einem von mir beobachteten Patienten bildete die Pulsverlangsamung im Vereine mit dem Kopfschmerz wochenlang das einzige Zeichen des Hirnabscesses. Wenn dieses Symptom auch in jedem Stadium hervortreten kann, so kommt es doch in der Eegel erst dann zur Entwicklung, wenn auch die ülirigen Hirndruckerseheinungen manifest werden, so dass es meistens mit Exacerbation des Kopfschmerzes, der Benommenheit und der verwandten Erscheinungen verknüpft ist. Wie die übrigen Zeichen dieser Art. kann es auch im Verlaufe des Leidens wieder zurückgehen und pflegt nament- lich gegen Ende des Lebens einer Pulsbeschleunigung Platz zu machen. — Aus den Erfahrungen der Hirnchirurgie geht die Beziehung dieses Symptome zum Hirndruck deutlich hervor. Fast regelmässig folgt auf die Entleerung des Eiters unmittelbar ein xlnsteigen des Pulses. So be- schreibt Maeewen Fälle, in denen der Puls sich nach der Abscess- operation von 54 auf 118. von 40 auf 120 erhob, um dann wieder all- mälig auf 80—90 zurückzusinken: in einem von Gussenbauer ge- schilderten Falle wurden vor der Operation 46. nach derselben 104 Pulse gezählt u. s. w. Bemerkenswerth ist es ferner, dass auch bei hoher Temperatur die Pulsverlangsamung fortbestehen kann. Geht sie auch im Allgemeinen mit normaler oder subnormaler Temperatur einher, so kann sie doch selbst im Fieber vorhanden sein. Freilich ist das keineswegs immer der Fall. Es kommt auch erhebliche Pulsbeschleunigung auf der Hohe des Leidens vor und diese kann mit der Verlangsamung alterniren. Nur in ganz vereinzelten Fällen (z. B. einem Henle'sehen) wurde selbst constatirt. dass die vor der Operation bestehende Tachykardie nach Entleerung des Abscessinhaltes einer Verlangsamung des Pulses Platz machte. Die Herzaction wird eben von verschiedenen Factoren beeinflussl : von dem Hirndruek, dem Fieber, den im Blute kreisenden Giften etc.