Über einen unter dem Bilde der pernicösen Anaemie verlaufenen Fall von Carcinoma ventriculi mit Knochenmetastasen ... / vorgelegt von Rudolf Gärtner.

  • Gärtner, Rudolf, 1879-
Date:
1902
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Credit: Über einen unter dem Bilde der pernicösen Anaemie verlaufenen Fall von Carcinoma ventriculi mit Knochenmetastasen ... / vorgelegt von Rudolf Gärtner. Source: Wellcome Collection.

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    Während Carcinome der Mamma und des Rectums oft jahre¬ lang bestehen können, ohne den Ernährungszustand des Körpers in beträchtlicher Weise zu beeinflussen, hat man andererseits schon oft beobachtet, dass kleine Carcinome, z. B. am Penis, mit einer Kachexie einhergehen, die in kurzer Zeit zum Exitus führt. Sind doch auch die Fälle in der Litteratur gar nicht selten, dass die klinische Diagnose auf perniciöser Anaemie ohne nachweisbare Ursache stand und dass dann bei der Obduktion nur ein ganz unscheinbares Carcinom im Intestinaltraktus, an den Genitalorganen etc. gefunden wurde, sonst aber keine pathologi¬ schen Veränderungen vorhanden waren. Hier muss also noch eine spezifische Wirkung vorhanden sein, die von dem carcinomatös entarteten Gewebe ausgeht und mit der wir uns im Folgenden etwas näher beschäftigen wollen. Es ist wohl einleuchtend, dass die rätselhafte Krebskachexie schon frühzeitig zu eingehenden Untersuchungen über ihre Ursachen reizte. Doch kam man teils infolge der Unklarheit, die über die Krebsgeschwülste überhaupt noch herrschte, teils infolge der wenig ausgebildeten Untersuchungsmethoden lange Zeit nicht über vage Vermutungen und kühne Hypothesen hinaus, so dass man sich schliesslich darauf beschränkte, diese Macies als eine Teiler¬ scheinung der allgemeinen Krebsdyskrasie zu erklären, womit natürlich gar nichts gewonnen war. Erst in den letzten 15 Jahren wurde mit der Vervollkommnung der Untersuchungsmethoden einiges Licht in die Aetiologie der Krebskachexie gebracht und es steht heute wenigstens das als zweifellos fest, dass diese Kachexie als Folge einer Intoxikation aufzufassen ist. Ueber die Abstammung und die Natur des Giftes ist man freilich noch völlig im Unklaren. Die Annahme, dass dasselbe in dem Carcinom selbst entsteht, sei es infolge abnormer Stoffwechselvorgänge, sei es infolge einer spezifischen Thätigkeit der Carcinomepithelien, ist nur eine Hypo¬ these, für welche jeder Beweis fehlt, da es noch nicht gelungen ist, im Carcinom selbst eine toxische Substanz aufzufinden. Jeden¬ falls scheint aber der Weg zur Auffindung dieser Gifte angebahnt, indem Gaudier und Hill die Toxicität des Harnes bei Carcinom- kranken erhöht fanden, von Griffith’s sogar eine bestimmte giftige Base, das Cancerin, gefunden wurde.