Allgemeine Chirurgie der Schussverletzungen im Kriege : mit besonderer Berücksichtigung kriegschirurgischer Statistik / von E. Richter.

  • Richter, E. (Emil), 1837-
Date:
1877 [i. e. 1874-1877]
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Credit: Allgemeine Chirurgie der Schussverletzungen im Kriege : mit besonderer Berücksichtigung kriegschirurgischer Statistik / von E. Richter. Source: Wellcome Collection.

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    eine ganz andere Stellung zur Elugbahn geben kann. Findet man doch z. B. die in liolieni Bogen aus gezogenen Rohren geschossenen Granaten in der Erde am Ende eines fast horizontalen Canales nicht selten auf ihrem Boden stehen oder rechtwinklig zur Schuss- richtung liegen. Geschichte der Feuerwaffen und ihrer Leistungen. Nur allmälig, in einer Reihe von Jahrhunderten, hat man ver- standen, die vorstehend besprochenen Gesetze der Ballistik genauer zu erforschen und gar erst in den letzten Decennien, also etwa 500 Jahre, nachdem auf Europa's Schlachtfeldern die ersten Feuer- waffen zur Anwendung gekommen waren, nach den von ihnen dictirten Regeln die Geschütze und die dazu gehörigen Geschosse zu construiren. Trotzdem man Anfangs sowohl aus dem artilleristi- schen Geschütz wie aus den Handwaffen nur Steine oder Blei- projectile schleuderte, gelang es doch auch mit diesen schon 1364 aus Handbüchsen auf geringe Entfernung den Harnisch des Ritters zu durchbohren. Aber die neuen Waffen behielten lange Zeit eine unhandliche Grösse und Gestalt, ihre Treffsicherheit war nur sehr gering und die Kraft, mit welcher die Geschosse geschleudert wurden, schwankte derartig, dass noch lange die Hieb- und Stich- waffen, Armbrust und Bogen den Schiessgewehren mindestens gleich geachtet wurden. Auch wird dies Niemand wundern, der liest, dass bei einem Probeschiessen, welches 1471 in England stattfand, die Feuerwaffen bei Weitem geringere Schussweite als der Bogen zeigten, von dessen Pfeil man verlangte, dass er noch auf 240 Yards {= 220 m.) ein 1—3zölliges Eichenbrett durchbohre; auch bedurften jene längerer Zeit zum Laden, während ein guter Bogen- schütze in der Minute 12 sichertreffende Pfeile abzuschiessen ver- mochte. So erklärt es sich leicht, dass lange Zeit hindurch die Feuerwaffen fast nur im Festungskrieg zur Anwendung kamen. Ihrer Aufnahme in den Feldgebrauch war namentlich die An- wendung der Lunte auch bei dem Handgewehr, die plumpe und mangelhafte Arbeit des letzteren, die unendliche Schwere der artilleristischen Geschütze und Geschosse, zu deren Einladen man wohl mehrere Stunden nöthig hatte, die Unsicherheit der Richtung und der Berechnung des Treffpunktes hinderlich. Auch erwachte nur äusserst langsam der Trieb, die Schiesskunst weiter auszubilden, 2*