Pneumonomykosis aspergillina : anatomische und experimentelle Untersuchungen / von Fr. Saxer.

Date:
1900
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Pneumonomykosis aspergillina : anatomische und experimentelle Untersuchungen / von Fr. Saxer. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Royal College of Physicians of Edinburgh. The original may be consulted at the Royal College of Physicians of Edinburgh.

    32/200 (page 22)
    „Allein der erste Fall von Lungenverschimmelung zeigt sehr deut- lich, dass es eigentlicher Cavernen dazu nicht bedurfte. Denn zu einer wirklichen Höhlenbildung war es hier noch nicht gekommen. Vielmehr erstreckt sich unter der sehr verdickten und z. Th. mit Exsudat belegten Pleura fast am ganzen äusseren Umfange des oberen Lungenlappens eine pneumonische Infiltration, welche von der Oberfläche bis tief in das Parenchym eingriff, und innerhalb deren sich einzelne grössere und kleinere, tiefer erkrankte Herde fanden. Der grösste von diesen griff im Ganzen keilförmig in das Gewebe ein, zeigte im Innern eine miss- farbige, erweichende und zerfallende Substanz, in deren Umfang sich eine Zone von mehr trockener, derber, weisslich grauer oder grünlich weisser, grobkörniger Infiltration erstreckte. Aehnliche trockene, grobe Granu- lationen fanden sich zerstreut auch im Umfange, namentlich nach unten, z. Th. einzeln in pneumonischem Gewebe, z. Th. gruppirt, während nach oben mehr eine einfache, trockene, eiterige Masse eingesprengt lag. Es hätte hier wahrscheinlich in kurzer Zeit in dem grossen Herde eine Höhle sich gebildet, doch war dies bis dahin noch nicht erfolgt. Trotz- dem war die Pilzbildung in vollem Gange und, wie es schien, zunächst ausgehend von emphysematös erweiterten Stellen. Alle jene mehr trockenen Granulationen, welche ich erwähnte, bestanden aus dicht verfilzten Klumpen von Aspergillus-Mycelium und wenn man grössere Schnitte, nach Auf- hellung durch Natron, betrachtete, so zeigte sich, dass die Pilzmasse von den Bronchien her continuirlich in die Höhlung der Alveolen eindrang und sie nach und nach ganz erfüllte. „Aehnliche Resultate ergab die Untersuchung auch in den beiden anderen Fällen. Im Umfange der Höhlen, deren Wände mit Aspergillus besetzt waren, fanden sich überall die Alveolen und die feinsten Bronchien mit der trocknen, oft schon für das blosse Auge schmutzig grünlich erscheinenden Pilzmasse erfüllt, und es kann daher nicht zweifelhaft sein, dass die Ver- schimmelung, nachdem sie einmal auf dem durch den organischen Zerfall vor- bereiteten Boden Platz gegriffen hatte, sich in mehr selbständiger Weise ausbreitete und zu dem bestehenden Krankheitsprocess ein neues Moment der Verschlimmerung hinzubrachte, das auch schon für die äussere. grobe Er- scheinung einen bestimmenden Einfluss hatte. Die Pneumonomykosis, obwohl sie sich bis jetzt immer in Verbindung mit lobulärer Pneumonie fand und wahrscheinlich aus ihr hervorging, muss daher als eine besondere Erkrankungs- form unterschieden werden. Ich habe diese Ausführungen Virchow's so weitläufig wiedergeben zu müssen geglaubt, weil mir scheint, dass an keiner anderen Stelle das Bild der Aspergillusmykose der Lunge in seiner klassischen Form mit derartiger Vollständigkeit in allen seinen Stadien gesehen und beschrieben worden ist. Ich brauche nach dem Vorausgegangenen aber wohl kaum noch be- sonders zu betonen, dass die Anschauung von der secundären Ansiede- lung der Schimmelsporen in den nekrotisirten Lungentheilen resp. in den