Lehrbuch der Geburtshülfe : zum Gebrauche bei academischen Vorlesungen.

  • Siebold, Eduard Caspar Jacob von, 1801-1861.
Date:
1854
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Credit: Lehrbuch der Geburtshülfe : zum Gebrauche bei academischen Vorlesungen. Source: Wellcome Collection.

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    wobei auch der dadurch bewirkte iieiz in Betracht kommt: Besprengen des Kindes mit Wasser, besonders auf Kopf und Brust, Erschütterungen durch stärkeres Aufklopfen mit der Hand auf die Hinterbacken, schwächeres Klo- pfen auf den Thorax, Hin-und Herschwenkungen des Kindes in reiner, frischer Luft, das schon erwähnte warme Bad, in welchem der Kücken des Kindes mit einem wollenen Tuche, die Fusssohlen mit einer Bürste gerieben werden: im Bade Aufspritzen von kaltem Wasser mittelst einer Spritze auf die Herzgrube und den Thorax, starkes Anhauchen des Gesichts sind die weiteren Mittel, welche das Kind, in dieser Art des Scheintodes befangen, erfordert. Sie müs- sen in rascher Eile, abwechselnd, angewendet werden, und die Umsicht de9 Geburtshelfers wird es zu ermessen haben, mit welchen Mitteln zu beginnen, und in welcher Ausdehnung die anderen zu gebrauchen sind, da bei leichteren Arten des Scheintodes oft schon wenige hinreichen, das Kind zum Leben zu erwecken. Gelingt aber Letzteres unter dem fleissigen und unermüdeten Fort- gebrauche der angegebenen Mittel nicht, so müssen stärkere Reize angewendet werden, wie solche die zweite Art des Scheintodes erfordert. Ist diese ursprünglich vorhanden, so beginne man auch hier, ohne das Kind §. 781 gleich abzunabeln, mit Reinigung der Mund- und Rachenhöhle und den an- geführten Erschütterungen: in ersterer Beziehung kann auch das Einbringen des Federbartes in die Nasenhöhle von Nutzen sein. Nach geschehener Ab- nabelung wird das Kind in das warme Bad gebracht, welches aber durch einen Zusatz von Wein, Branntwein, aromatischen Kräutern oder in deren Er- mangelung von Chamiilen reizender gemacht wird: Reiben des Kindes im Bade, Bürsten der Fusssohlen, kann auch hier mit Erfolg fortgesetzt werden, und nützlich kann das Auftröpfeln von Wein, Branntwein, selbst Aether auf Kopf und Brust, und das darauf folgende Verwaschen dieser Flüssigkeiten werden. Einhüllen des Kindes in recht warme Flanelltücher, die nur oft zu erneuern sind, und Reiben des ganzen Körpers mit denselben, Riechmittel, als Salmiakgeist, Gewürzessig, Aether, im Nothfalle eine durchschnittene Zwie- bel oder angebrannter Federbart, sind ferner hier am gehörigen Orte. Sehr erfolgreich hat sich uns zuweilen das behutsame Abbrennen von auf die Herz- grube gegossenem Aether gezeigt, wobei nur die das Kind umspielende Flamme alsbald wieder ausgelöscht werden muss. EinKlysticr von Chamillen- aufguss mit etwas Salz oder Essig ist ebenfalls nicht zu versäumen. Endlich ist noch das vorsichtige Einblasen von Luft in den Mund, ohne dass aber die Nase dabei zugehalten wrird, zu versuchen: der nach hinten die Choanen ver- schliessende Schleim kann wenigstens auf diese Weise fortbewegt werden. Koch empfiehlt das (von Desormeaux bereits vorgeschlagene) Saugen an den kleinen Brustwärzchen: Scholl er sah die besten Erfolge von wieder- holtem Eintauchen des ganzen Kindes in einen Eimer kalten Wassers, und Scanzoni rühmt das Bestreichen der Herzgrube, der Schläfengegenden und der Nasenlöcher mit Oleum Sinapeos*). Geben sich unter der angegebenen Behandlung Zeichen des wiederkeh- §. 732. rendeu Lebens zu erkennen, als Veränderung der Hautfarbe des Kindes, be- sonders der blassen in eine mehr rothe, wiederkehrende Turgescenz der Glied- maassen, Anschliessen der anfangs mehr schlaffen Unterkinnlade, Zuckungen des Mundes, deutlicher hör- und fühlbarer Herzschlag, Pulsation der Nabel- *) Koch, Auszug aus einem Schreiben. In d. n. Zeitschr. f. G. III. Bd. 1336. S. 140. Schöller, Das Eintauchen scheintodt geborener Kinder in kaltes Wasser zur Wieder- belebung derselben. In d. med. Zeitung v. Verein f. Heilk. in Preussen. Berl. 1841. Nr. 17. Scanzoni, Lehrbuch d. .Geburtsh. 2. Aufl. S. 1070.