Die Serodiagnose der Syphilis und ihre Bedeutung für Diagnose, Therapie und Prognose / von Rudolf Müller.

Müller, Rudolf, 1877-

Date:: 1913

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Credit: Die Serodiagnose der Syphilis und ihre Bedeutung für Diagnose, Therapie und Prognose / von Rudolf Müller. Source: Wellcome Collection.

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halbjährig angestellt werden. Wenn durch 2—6 Jahre die Reaktion negativ bleibt, ist eine Rückkehr zum positiven Ausfall nach meinen Erfahrungen nicht mehr wahrscheinlich. Ob dann die Lues als völlig geheilt betrachtet werden darf, läßt sich natürlich nicht mit voller Sicherheit sagen. Doch habe ich bisher keinen Fall kennen gelernt, bei dein nach zweijährigem negativen Intervall bei vorher positiver Re- aktion in der Spätlatenz klinische Erscheinungen von Lues aufgetreten wären, so daß ein solches Vorkommnis jedenfalls zu den Seltenheiten gehört. Geringeren Einfluß auf die Behandlung wird die W. R. vorläufig in der ersten Frühlatenz, i. e. besonders in den ersten 2—3 Jahren nach der Infektion nehmen. Wir wissen aus vielfacher Erfahrung und zahlreichen statistischen Arbeiten, daß die Wirkung einer spezifischen Therapie um so intensiver und nachhaltiger ist, in je früherem Stadium sie einsetzt, und daß chronisch intermittierende Behandlung in den ersten zwei Jahren für den späteren Verlauf der Erkrankung die beste Prognose gibt. Danach muß es als recht riskiert und ungenügend be- gründet gelten, von dem bisher geübten Modus abzusehen, wenn der Re- aktionsausfall negativ ist, und etwa auch in der Frühlatenz nur bei posi- tiver W. R. zu behandeln. Die negative Phase nach Therapie dauert oft monate- und jahrelang und es ist durchaus wahrscheinlich, daß wert- volle Zeit versäumt wird, wenn wir während dieser ganzen Zeit von jeder Behandlung absehen. Die Wirkung einer Kur in dieser negativen Periode ist am besten mit einer Präventivkur in Analogie zu bringen. Insofern jedoch dürfte der Ausfall der W. R. von gewissem Einfluß sein, als wir bei konstant positiver oder rasch rezidivierender Reaktion in diesem Stadium auf eine resistentere Erkrankungsform schließen und dementsprechend besonders intensiv behandeln müssen. Werden solche Fälle nicht in den ersten zwei Jahren bis zum Um- schlag der Reaktion gebracht, dann ist wohl ein Erfolg in dieser Hin- sicht kaum mehr zu erwarten. Auch die Dauer der chronisch intermittierenden Behandlung im Stadium der Frühlatenz wird sich nach dem Ausfall der W. R, zu richten haben. Da die klinische Erfahrung gelehrt hat, daß durch- schnittlich eine 2—3jährige chronische intermittierende Therapie zur dauernden Heilung genügt, war man gewohnt, von da an nur sympto- matisch zu behandeln. Dieser Grundsatz mußte sich um so eher heraus- bilden, als man keinerlei Merkmal kannte, das die geheilten Fälle von den noch ungeheilten differenzieren ließ, und man daher bei der Überzahl der dauernd geheilten diese nicht wegen der Minorität der vielleicht noch ungeheilten Fälle der Unannehmlichkeit einer weiteren intensiven Therapie aussetzen wollte. Heute können wir jedoch aus der Zahl der