Die Serodiagnose der Syphilis und ihre Bedeutung für Diagnose, Therapie und Prognose / von Rudolf Müller.

  • Müller, Rudolf, 1877-
Date:
1913
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Die Serodiagnose der Syphilis und ihre Bedeutung für Diagnose, Therapie und Prognose / von Rudolf Müller. Source: Wellcome Collection.

    170/188 (page 158)
    sehe Reaktion auch nach Cberstehen der typhösen Erkrankung noch einige Zeit erhalten bleiben kann. Gegen diese Auffassung sprechen gewichtige Gründe. \ or allem sehen wir — besonders im Frühstadium einen ungemein weitgehenden Parallelismus zwischen Reaktion und luetischen Krankheitserscheinungen. Ungefähr zur Zeit des Auftretens klinischer Erscheinungen wird die Reaktion positiv, um bei geeigneter Lehandlung ziemlich parallel dem Rückgang der Erkrankung abzu- nehmen und erst nach einiger Zeit, oft ungefähr zur Zeit einer Rezi- dive, wiederzukehren. In Fällen, wo die Reaktion nach gewisser Zeit nicht negativ wurde, bleibt sie, wenn nicht weitere Be- handlungen einsetzen, fast ausnahmslos auch späterhin durch Jahre konstant positiv, was nicht leicht erklärlich wäre ohne die Annahme eines weiter bestehenden Spirochätenherdes, der die Reaktion auslöst. Denn die post infektiösen Serumreaktionen zeigen nach über- standener Krankheit allmähliche Abnahme bis zu völligem Schwund. Eine gewisse Ähnlichkeit zu der Luesreaktion zeigt die Ablenkungs- reaktion bei Echinokokkenerkrankung. So lange nun der Echinokokkus im Körper ist, bleibt die Reaktion positiv. Nach operativer Ent- fernung der Echinokokkenblase bleibt die Reaktion nur mehr kurze Zeit positiv, um dann völlig abzuklingen! Auch künstlich erzeugte Luesreaktion, wie sie Citron und Muni: bei Immunisierung mit sterilisierten spirochätenhältigen Extrakten erzeugen konnten, ist nur kurze Zeit im Blute zu finden. -■ Zur positiven Reaktion ist eine gewisse Menge von Spirochäten notwendig. Mir sehen nach der Behandlung, besonders im Sekundärsta- dium, obwohl sicherlich Spirochäten im Organismus zurückgeblieben sind, die Reaktion negativ werden, ebenso zeigen isolierte luetische Krankheitsherde mit geringem Spirochätengehalt manchmal negative oder nur ganz schwach positive Reaktion. 3. Zur positiven Reaktion ist eine gewisse Dauer der Spirochätenwirkung, auch bei genügender Menge, notwendig. Sklerosen zeigen trotz reichlichen Spirochätengehaltes erst nach wochenlangem Bestehen positive Reaktion. Frische Rezidive kurze Zeit nach Behandlung, besonders Monorezidive zeigen manchmal auch erst nach längerem Bestände allmähliches Ansteigen des Reaktionsausfalles. 4. Positive Reaktion ist nur möglich bei bestehender Reaktionsfähigkeit des Organismus. Beweisend ist die manchmal trotz vorhandener Erscheinungen vor- o kommende negative Reaktion, und zwar auch dann, wenn nicht eine zu geringe Menge von Spirochäten oder zu geringe Einwirkungsdauer als Ur- sache angeführt werden kann (maligne Syphilis). Die Reaktionsfähigkeit des