Untersuchungen über das Seelenleben des neugeborenen Menschen / von Adolf Kussmaul.

  • Kussmaul, Adolf, 1822-1902.
Date:
1859
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Credit: Untersuchungen über das Seelenleben des neugeborenen Menschen / von Adolf Kussmaul. Source: Wellcome Collection.

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    Versuch giebt somit uur ein Beispiel für den Lehrsatz, dass die nämlichen Muskelgruppen von verschiedenen Punkten des des empfindenden und reflectirenden Centrums aus in Bewe- gung gesetzt werden können. II. Vom Tastgefühl der Lippen. Das Gefühl der Lippen ist bei Neugebornen sehr fein. Er- regung ihrer Tastnerven wird ungemein leicht mit Saugbewe- gungen beantwortet, namentlich wenn das Kind nicht ganz satt ist. Aber nicht jede Erregungsweise der Lip- pen ist gleich geeignet, Saugbewegungen zu ver- anlassen. Ein hübsches Mädchen von fünf Tagen zuckte auf Kitzeln der Lippe mit einem Federbarte nur zusammen, wäh- rend es bei sanftem Streicheln mit dem Finger sofort saugte. Bekanntlich benutzen Kinder in den ersten Lebensjahren mit Vorliebe Lippen und Zunge als Werkzeuge zur Prüfung und Unterscheidung der Aussenwelt. Anfangs werden die Finger, später alle Dinge, die sie mit den Fingern fassen und halten können, an die Lippen und in den Mund geführt. Schon am ersten Lebenstage sieht man sie zuweilen die Finger in den Mund führen und daran saugen. III. Vom Tastgefühl der Nasenschlcimhaut. Bekannt ist die grosse Empfindlichkeit der Nasenschleim- haut des Erwachsenen, insbesondere der Nasenflügel an der Uebergangsstelle in die Gesichtshaut für leisen Kitzel, und der Schleimhaut überhaupt für gewisse reizende Dämpfe. Dieses Verhalten zeigt schon die Nase des Neugebornen. Dämpfe von Essigsäure oder Ammoniak machen entweder heftiges Nie- sen, oder zum wenigsten blinzeln die Kinder, runzeln den Cor- rugator superciliorum, wischen auch wohl mit den Händen im Gesichte. Kitzeln der innern Fläche des Nasenflügels mit dem Barte einer Federfahne ruft bei ausgetragenen Kindern zunächst Zwinkern der Augenlider hervor, stärker und früher auf der gekitzelten Seite, als auf der andern; ist die Einwirkung heftiger, so kneift das Kind nicht nur die Augen zusammen, sondern bewegt auch den Kopf und die Hände, mit denen es nach dem Gesichte fährt. Einige Tage alte Kinder