Die Tuberculose der menschlichen Gelenke sowie der Brustwand und des Schädels : nach eigenen Beobachtungen und wissenschaftlichen Untersuchungen / von Franz König.

  • König, Franz, 1832-1910.
Date:
1906
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Credit: Die Tuberculose der menschlichen Gelenke sowie der Brustwand und des Schädels : nach eigenen Beobachtungen und wissenschaftlichen Untersuchungen / von Franz König. Source: Wellcome Collection.

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    Selir oft complicirt sich der Fungus mit Eiterung. Unter nnscien llcobaclitungen verlief über die Hälfte mit Eiterung (348 : 341). Die Eite- rung kann sicli in dem ganzen fungösen Gelenk entwickeln, geht aber in der Regel von einem bestimmten verkästen Gebiet der Synovialis oder auch des Knochens aus. Dadurch werden für den Verlauf sehr verschiedene Verhältnisse geschaffen. Denn ein Mal kann, wie bereits erwähnt, eine dilfusc Eiterung entstehen. Sehr oft ist dies aber im Knie nicht der Fall. Durch die von uns beschriebenen eigenthümlichen Umbildungen, welche das Gelenk in einer Anzahl von Fällen durch die Bildung organisirter Faser- stoffmembranen erfährt, werden unter Umständen fast vollkommen von einander getrennte Gelenkabschnitte geschaffen. Mündet in einen derselben beispielsweise ein Knochenherd oder entwickelt sich in einem Abschnitt eine Verkäsung der neugebildeten Scheidewände, so kann es zu Abscess in diesem Gelenkabschnitt kommen, während der Rest des Gelenks vollkommen von Eiterung frei bleibt (Fig. 56. a). Diese Verhältnisse sind für den klinischen Verlauf, die Behandlung und die Ausheilung solcher Gelenke von der allergrössten Bedeutung. Nicht minder ist es aber bedeutungsvoll, wenn sich ein käsiger Abscess in fungöser Granulation derart entwickelt, dass er gar nicht direct in das Gelenk durchbricht, dass sein Durchbruch eventuell in die paraarticulären Weichtheile stattlindet. Ein solcher para- articulärer Abscess schliesst freilich den späteren Einbruch in das Gelenk nicht aus. Zuweilen entstehen diese Abscesse plötzlich, und es sind zumal Bewegungen des kranken Gelenks, Reissen, Anstrengungen im Gehen, Massiren, Stauen geeignet, ihr plötzliches Entstehen zu begünstigen. Sie modificiren auch selbstverständlich das Symptomenbild des Fungus, denn sie treten weniger bei der granulirenden Gelenkentzündung als bei dem weichen Fungus auf. Bei dem Auftreten allgemeiner Eiterung stellt sich diffuse fluctuirende Schwellung ein. Die localisirte Eiterung ruft mehr um- schriebene, bald elastische, bald fluctuirende Geschwülste verschiedener Grösse hervor, bei welchen sich die Frage, ob fungös verkäsende Granu- lation, ob tuberculöse Eiterung, oft vor der Eröffnung nicht entscheiden lässt. Zuweilen ist hier das von uns beschriebene charakteristische Fieber für die Diagnose der Eiterung ausschlaggebend (siehe allg. Theil S. 38). Zu diesen stets secundär auftretenden Eiterungen kommen nun noch die von uns oben (allg. Tlieil S. 40) beschriebenen kalten Abscesse des Gelenks, welche man zumal bei Kindern meist mit schlecliter Prognose beobachtet, hinzu. In sehr ungünstiger Weise wird der Verlauf des Abscesses beeinflusst, wenn er aus dem Gelenk in die paraarticulären AVeiclitheile durchbriclit. Mit Vorliebe geschieht dies im oberen Gelenksack unter die Flexoren. Kommt es doch vor, dass sich der Eiter hier bis in die Nälie des Hüft- gelenks verbreitet. Aber auch auf der Hinterseite, sowohl in die AVade als am Oberschenkel findet die Ausbreitung des Eiters statt. Bei diesen