Der Äbtissin Hildegard von Bingen Ursachen und Behandlung der Krankheiten : (causae et curae) / uebersetzt von Hugo Schulz.

  • Hildegard, Saint, 1098-1179.
Date:
1933
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Der Äbtissin Hildegard von Bingen Ursachen und Behandlung der Krankheiten : (causae et curae) / uebersetzt von Hugo Schulz. Source: Wellcome Collection.

    47/244 (page 41)
    Von ber Unentbaltfamteit. £0 gibt aber auch anberc tttenfchen, bie eine überfchüffige Hatur befit$en unb unentbaltfamer finb wie ihre fcttitmenfchen, fo ba§ fie fich taum surücfbalten tonnen unb infolgebeffen t>aufig tränt werben. 0ie leiben an einem Heber? flu§ von feuchtem Phlegma, weil fich in ihnen eine übele Scu4>tig^ ieit entwicfelt, unb weil bies fchäbliche Phlegma in ihnen gerinnt unb einen böfen Äauch $u ihrer Bruft unb $u ihrem (öehirn fyin* fenbet. IDie jeuchtigfeit biefes Äauch er$eugenben Phlegma© in ber Bruft macht eine falte S*u<htigfeit im Ütagen, unb bie Seuc^>tigtcit beefelben Phlegmas verringert im (Gehirn bie ^örfraft in ben 0hren. 0o jteht biefe Seuchtigteit im tftagen unb in ben 0hren “wie ein unnü^er Hebel, ber bie guten trauter unb Suchte fchäbigt. IDie £unge beeinträchtigt bies Phlegma nicht, weil bie JJunge felb(t feucht ijt, wohl aber bie tftils, weil biefe fett ift, bie Jeuchtigfeit von fich abwehrt unb, wenn fie gcuchtiö^it enthielte, fofort aus? einanberlaufen unb fich verflüffigen würbe. Äuch bas ^erj wirb angegriffen, weil es im bauernben Vollbcfit$e feiner Äraft ijt unb bie überfchüffige geuchtigfeit immer von fich abweift. Htenfchen mit biefer Äonftitution finb fanfter unb heiterer (Gemütsart, aber trage, unb manch* von ihnen leben leiblich lange, weil bies Phlegma fie $war nicht tötet, ihnen aber auch feine befonbers gute (öefunbheit verfchafft. £s gibt auch noch anbere Htenfchen, bie, $um 3ähsorn geneigt, bennoch ihren Sorn fchnell wieber fahren laffen, gutmütig unb heiteren Temperamentes finb, aber falt, von fchwantenber <8e? finnung unb von wenig *6ffen fatt werben. Tlus ben brei Phleg? men, bem trocfenen, bem feuchten unb bem lauwarmen Phlegma, Stehen fie fich eine 2lrt von wäfferigem 0<haum ju, ber aus ben brei Phlegmaarten entffeht unb fo$ufagen gefahrbringenbe Pfeile in bie 2lbern unb bas tftart wie auch in bas Sleifch ausfenbet, fo wie fiebenbes XVaffer, bas ben fochenben 0chaum auswirft. Von ben Phlegmatifern. XVenn in biefen Htenfchen bie verfchiebenen Phlegma führenben 0afte aufgeregt werben, weil bie Phlegmen burch Unmä§igfeit im t£ffen unb Trinfen, burch unpaffen? bes Vergnügen, Trauer, 3>orn tmb ungezügelte Begier in biefen Ittenfchen burcheinanbergebracht werben, bann fieben fie auf, wie bas XVaffer im XVarmbab, wenn geuer untergelegt ift, fprühen ge? wiffermaßen glühbetße Tropfen aus3) unb treiben biefe wie Pfeile in bas Sleifch, bas Blut unb bie <35efä§e. 0ie bohren fich fo grim? mig in bic fcttenfchen hinein, wie wenn ein beijenber Äauch bie Äugen trifft. IDie fo veranlagt finb, braufen öfter im 3orn auf, übergeben ihn aber auch rafch wieber ber Vergeffenheit, weil fie bie (öutherjig? feit lieben, wie benn, wenn ein Unwetter aufjieht, nachher bie 0onne fcheint. bie Ära ft einer berartigen phlegmatifchen Veranlagung Zeigt fich barin, ba§ ihre Befit$er leicht 3um 3orn unb leicht zur Sröhlichfeit neigen. 0ie gelangen aber nicht bis zum vollen <&xei? fenalter. 4J