Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Lunge / von F.A. Zenker.

Zenker, F. A. (Friedrich Albert), 1825-1898.

Date:: 1862

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Credit: Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Lunge / von F.A. Zenker. Source: Wellcome Collection.

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hat sie in der That als solche ohne Berücksichtigung der Gefässe oft genug Schema- tisch abgebildet. Man gewinnt so (wenigstens bei der ersten der oben genannten An- schauungsweisen) eine in gewisser Richtung vollständige Analogie mit dem Bau anderer Drüsen, z. B. der Niere, in der man ja in der That die Drüsenröhren mit Leichtigkeit von ihren Gefässen trennen und als selbstständige Gebilde nachweisen kann. Das Irrige dieser Auffassungsweise ergiebt sich, abgesehen von der an und für sich nicht beweisenden Unmöglichkeit die Lungenbläschen in ähnlicher Weise zu isoli- ren, aus den obigen Erörterungen über das Verhalten der Capillaren zur Bläschenwand und über den Mangel einer Membrana propria. Danach bilden das Hauptconstituens der Bläschenwand die Capillarnetze, «die so gefaltet sind, dass sie Hohlräume (die Alveolar- räume) umschliessen. Die Capillaren verlaufen nicht mitten in dem Fasergewebe. Son- dern die elastischen Faserzüge (die ja ohnehin nur an gewissen Stellen, besonders den Mündungen der Alveolen, stärker entwickelt sind) ziehen umgekehrt zwischen den Ca- pillaren hindurch, indem sie von denselben mit zahlreichen Schlingen überragt, ja ge- radezu umsponnen werden. Die an sich schon sehr geringe homogene Bindegewebs- masse aber, welche in die Zusammensetzung der Bläschenwand eingeht, bildet keines- wegs eine zusammenhängende Membran, welche die Blutgefässe trägt, sondern nur die Ausfüllungsmasse der Maschenräume des Capillarnetzes und dient somit nur zur gegen- seitigen Abgrenzung der Lufträume benachbarter Alveolen und Alveolargruppen. Sie trägt nicht die Gefässe, sondern sie wird von den Gefässen getragen. Versucht man es danach, sich die Capillaren aus der Bläschenwand hinwegzudenken, so erhält man nicht einmal eine, wenn auch vielfach durchlöcherte, doch noch zusammenhängende Bläschen- wand, sondern man hebt damit die Continuität der Bläschenwand geradezu auf, man behält nur die ja keine geschlossene Membran bildenden elastischen Faserzüg-e und die nach Wegfall der Gefässe als isolirte Plättchen aus einander fallenden Ausfüllungs- massen der Capillarmaschen. Eine Lungenbläschenwand ohne Capillaren lässt sich also nicht nur nicht darstellen, sondern nicht einmal denken.*) Vielleicht werden die letzteren Betrachtungen Manchem auf den ersten Anblick auf eine blose Spitzfindigkeit hinauszulaufen scheinen. Indessen sind sie doch mehr als dies. Denn abgesehen von dem Vorzug, den schon an und für sich eine sich streng an das thatsächlich Nachweisbare haltende Vorstellung vor einer mehr auf Analogieen ge- stützten hat, gewährt der durch jene Betrachtungen gewonnene Standpunkt auch sehr befriedigende Gesichtspunkte in vergleichend anatomischer, wie in physiologischer Be- ziehung. Indem ich das in letzterer Beziehung zu Sagende auf eine spätere Stelle ver- weise, will ich hier nur in vergleichend anatomischer Hinsicht darauf hinweisen, dass erst von diesem Standpunkt aus die Lungen der Vögel und der Säugethiere eine prin- cipielle Uebereinstimmung ihres Baues in Wahrheit erkennen lassen. Bekanntlich be- stehen die Endigungen der Luftwege in der Vogelhinge nicht aus geschlossenen Alveolen, wie in der Säugethierlunge. Sondern die feinsten Luftkanäle lösen sich, wie besonders Rainey (a. a. 0.) sehr klar geschildert hat, in ein dichtes schwammiges Gewebe auf, *) Mit Recht sagt Lu d w ig (Lehrb. d. Physiologie. II. B. pag. 327. 1856): Die Bläschenwandungen „sind durchzogen, man könnte sagen gebildet, von einem dichten Blutgefässnetze. 2