William Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren / von Joh. Hermann Baas.

  • Baas, Joh. Hermann (Johann Hermann), 1838-1909.
Date:
1878
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Credit: William Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs und dessen anatomisch-experimentelle Studie über die Herz- und Blutbewegung bei den Thieren / von Joh. Hermann Baas. Source: Wellcome Collection.

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    findungen. — Die reine Erfahrung, wenn sie von selbst kommt, heisst Zufall, wenn sie absichtlich erforscht wird, Versuch. Diese Erfahrun^ ist aber nichts andres, als ein blosses Herumtappen ohne Licht, die echte sorgt zuerst fur das Licht. Sie geht nicht von einer verkehrten, sondern treuen und wohlbegriffenen Wahrnehmung aus; daraus leitet sie ihre Grundsatze her, auf diese bauet sie neue Versuche. — Ausser der Ueber- schatzung der Autoritat ist das mussige Anstaunen von Erzeugnissen, die wir langst besessen haben, schadlich. Ueberall wird in denselben Alles wiederholt und wir scheinen nur reich. — Es ist also kein Wunder, dass der Wahn unsres Ueberflusses die Veranlassung unsrer Diirftigkeit geworden ist. — Weit grosserer Schaden ist in den Wissenschaften auch durch die Kleingeisterei und die erbarmliche Unbedeutsarakeit erwachsen, womit ihnen ihr Ziel und Streben angewiesen wurde. Und was das Schlimmste ist, so zeigt sich bei aller Kleinigkeitskramerei doch eine hochmiithige Anmassung im Hintergrunde. —Nun aber ist es hochst unverstandig, wenn Jemand das Wesen eines Dings lediglich an ihm selbst erforschen will. So ist der Zusammenhang im Holzfe und in der zierlichen Wasserblase gleich. — Die bisherigen Philosophen waren ent- weder Empiriker oder Rationalisten. Die Empiriker begniigen sich da- mit, Alles zum einstigen Gebrauche zusammenzutragen wie die Ameise. Die Rationalisten entwickeln ihr Gewebe aus sich selbst wie die Spinne. Zwischen beiden halt die Biene das Mittel; aus den Blumen der Felder und Garten sammelt sie ihren Stoff, dann aber verarbeitet sie ihn durch eigene Kraft. .. Aus solcher innigen Verbindung der Erfahrung mit der Vernunft, welche bisher noch nicht stattgefunden hat, ist alles zu erwarten. — Es mag Jemand, dem recht viele niedergeschriebenen Er- fahrungsresultate zu Gebote stehen, dieselben mit Gliick zu neuen ander- weitigen niitzlichen Erfindungen verwenden; die Hauptsache bleibt aber das Licht neuer Grundsatze, welche mit Sicherheit aus einzelnen Faden wieder auf andre fiihren, Unser Weg fiihrt keineswegs auf einer Ebene, sondern zuerst aufwarts zu Grundsatzen, hernach abwarts zu Erfindungen. — Bei der Feststellung der Grundsatze aber muss eine andere Induktions- methode als bisher ausgemittelt werden, wodurch nicht nur die soge- nannten Principien, sondern alle Siitze, auch die mittleren und niederen, erprobt und enviesen werden. Denn jene Induktion durch blosse Auf- zahlung ist Kinderei; ihre Schltisse sind aufgegriffen, ihre Bestimmungen nicht gehorig motivirt, und so ist sie einem leichten Umsturze preis- gegeben. Eine fur Kunst und Wissenschaft fruchtbringende Induktion muss zuerst trennen und sondern, alsdann nach hinreichender Anzahl von Negativen auf die iibriggebliebenen Positiva schliessen. — Fande sich Jemand, welcher im Namen der Natur auf unsre Fragen Antwort gabe, so wurde in wenigen Jahren Alles begriindet und die Wissenschaft vollendet sein. — Unsre Art und Weise ist aber — wir wiederholen es nochmals — nicht, Werke aus Werken, Versuche aus Versuchen, nach Art der Empiriker, sondern aus Werken und Versuchen erst Ursachen und Grundsatze, und aus diesen wieder neue Werke und Grundsatze nach einer gesetzmassigen Auslegung der Natur zu entwickeln. — Um den Werth der Erfindungen zu charakterisiren, werden Buchdruckerkunst, das Schiesspulver und die Magnetnadel genannt. Diese drei haben den ganzen Zustand der Dinge in der Welt durchaus umgewandelt. — Mit den Erfindungen muss auch die Erfindungskunst zunehmen. Das zweite Buch der »Aphorismen, von der Auslegung der Natur *