Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie : mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie / von Felix von Niemeyer.

Date:
1874-1877
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie : mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie / von Felix von Niemeyer. Source: Wellcome Collection.

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    sive Reizbarkeit erlangt hat, in gleichmässig durchwärmter, wo mög- lich etwas feuchter Luft sich aufhalteu lässt, jedes angestrengte Spre- chen verbietet, ja in besonders schlimmen Fällen die Kranken zu einem wochenlangen absoluten Schweigen veranlasst. Wenn man be- denkt, dass jedesmal beim Sprechen die Ränder der Stimmbänder durch die vorbeistreichende Luft eine Reibung erfahren, so muss diese Verordnung eben so rationell erscheinen, als sie empirisch bewährt ist. Capitel VI. Neubildungen im Kehlkopf. Die Neubildungen des Kehlkopfes, welche erst seit der Einfüh- rung der Spiegeluntersuchung eine grössere klinische Bedeutung ge- wonnen haben, lassen vermöge dieses Hiilfsmittels nicht allein eine detaillirte Diagnose, sondern in der Mehrzahl der Fälle eine operative Behandlungsweise zu. Wir unterziehen diese Neubildungen darum hier, da sie vorzugsweise das chirurgische Interesse in Anspruch nehmen, nur einer kurzen Betrachtung. Die relativ häufig vorkommenden Papillome, welche aus einem bindegewebigen Gerüste und einem dicken Belege von Pflasterepithel- zellen bestehen, bilden anfangs kleine'warzige, spitzige oder kolbige, manchmal gestielte Auswüchse, welche allmälig wachsen, und dann grössere erdbeeren- oder blumenkohlartige, röthliche Wucherungen dar- stellen. Ihr Lieblingssitz sind die wahren Stimmbänder, besonders deren vordere Hälfte und die vordere Commissur, ausserdem findet man sie an den falschen Bändern und an den Ventrikeln. Bei unvoll- kommener Ausrottung wachsen sie gerne wieder. Dieselben wurden schon vielfach im Kindesalter und selbst als angeborenes Leiden beobachtet. Man hat das Papillom als einen Ausdruck des habituellen chronischen Larynxkatarrhes betrachtet, analog den spitzen Condylo- men beim Tripper (Störk). — Die Fibrome erscheinen als hanf- korn- bis haselnussgrosse, manchmal breitbasig, öfter gestielt auf- sitzende Geschwülste; sie kommen ebenfalls vorzugsweise an den Stimmbändern vor. Ihre Gestalt ist rund oder gelappt, die Oberfläche nicht warzig, sondern glatt, die Consistenz derbe, die Farbe der übri- gen Schleimhaut ähnlich. Sie bestehen meist solitär, wachsen langsam und werden erfolgreich operirt. —Als krebsige Form findet sich vor- zugsweise der Epithelialkrebs in Gestalt umschriebener oder sehr aus- gebreiteter knotiger Geschwülste, oder von blumenkohl- oder schwamm- artigen Auswüchsen, welche später der Ulceration anheimfallen, und bedeutende Zerstörungen mit sich bringen.. — Ferner sind Adenome, selten Myxome und Lipome im Kehlkopfe beobachtet worden. Eine Erkenntniss der Kehlkopfgeschwülste am Lebenden war bis zur Einführung der Laryngoskopie nur in den seltensten Fällen mög- lich. Man durfte zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit vennuthen, dass sich eine Neubildung im Kehlkopf entwickelt habe, wenn zu einer