Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie : mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie / von Felix von Niemeyer.

Date:
1874-1877
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie : mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und pathologische Anatomie / von Felix von Niemeyer. Source: Wellcome Collection.

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    welche sich im Kehlkopfe vorfinden, zum Theil in Folge einer von der Schwellung und Hypertrophie der katarrhalischen Schleimhaut her- rührenden Verlegung ihres Ausführungsganges und Reizung durch das alsdann stagnirende Secret, der Sitz einer massenhaften Zellen Wuche- rung; sie schwellen beträchtlich an, ihre Decke wird endlich durch- brochen, ihr Inhalt entleert, und es entsteht an der Stelle der Drüse ein runder, kraterförmiger Substanzverlust, die zweite Form der ka- tarrhalischen Geschwüre, das folliculäre Geschwür. Beim acuten Katarrhe kommen Geschwüre, namentlich an den Stimmbändern, keineswegs selten vor. Unter den chronischen Kehl- kopfkatarrhen zeigt jener Kehlkopf- und Rachenkatarrh, an welchem Prediger und Sänger, aber auch solche Personen, welche viel rauchen oder im Debermass Spirituosen trinken, ziemlich häufig leiden, eine ausgesprochene Neigung zur Geschwürbildung. Noch grösser ist die- selbe bei dem chronischen Kehlkopfkatarrh, welcher, abgesehen von der wirklich tuberculösen Erkrankung des Larynx, fast immer die Lungen- phthisis begleitet. Endlich ist zu erwähnen, dass man nicht selten ka- tarrhalische Geschwüre im Kehlkopf beobachtet, in deren Umgebung sich kaum noch Spuren einer katarrhalischen Erkrankung nachweisen Hessen. (Türck’s einfache Geschwüre.) Für das besonders häufige Vorkommen der katarrhalischen Ge- schwüre an bestimmten Stellen der Kehlkopfschleimhaut, an der hin- teren Wand des Larynx, an den Ligamentis aryepiglotticis, an den vorderen und hinteren Enden der Stimmbänder, an der Epiglottis, an der Stelle, welche dem Processus vocalis der Cartilago arytaenoidea entspricht, lassen sich einzelne aetiologische Momente anführen. Die zuerst genannten Stellen sind besonders reich an Schleimdrüsen, und das Gewebe der Schleimhaut ist hier locker, weil ihm weniger elastische Fasern beigemischt sind. In der Gegend des Processus vocalis, an der hinteren Commissur, sowie an zwei Stellen der unteren Kehldeckel- fläche, welche mit der Spitze der Giessbeckenknorpel in Berührung kommen, scheint die Ursache der Geschwürsbildung zum Theil mecha- nischer Natur zu sein. Ist die Schleimhaut entzündet, so kann der Druck und die Reibung beim Sprechen und Husten (wie zuerst Rh ein er und später auch Rühle und Lewin erwähnten) Erosionen und Ulce- rationen zur Folge haben (Sogenannte Decubitusstellen). §. 2. Anatomischer Befund. Die Erosionsgeschwüre haben eine rundliche, aber unregelmässig- zackige Gestalt, sind meistens flach, dringen jedoch auch manchmal in die liefe. Die folliculären Geschwüre, welche vorzugsweise dem Hauptstandorte der traubenförmigen Drüsen des Kehlkopfes entspre- chen, nämlich der hinteren Wand des Kehldeckels und dem oberen vorderen Abschnitte der hinteren Kehlkopfwand, bewahren auch bei ängerem Bestehen in der Regel ihre rundliche, kraterartige Form und zeigen weniger Neigung, sich in die Breite, als in die Tiefe zu vergrössern, wo sie selbst Erkrankung der Knorpel bewirken.