Volume 1

Atlas und Grundriss der gerichtlichen Medizin : unter Benutzung von E.v. Hofmann’s Atlas der gerichtlichen Medizin / herausgegeben von Georg Puppe.

  • Puppe Georg, 1867-1925.
Date:
1908
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Credit: Atlas und Grundriss der gerichtlichen Medizin : unter Benutzung von E.v. Hofmann’s Atlas der gerichtlichen Medizin / herausgegeben von Georg Puppe. Source: Wellcome Collection.

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    auf Grund derselben ein Gutachten zu erstatten, dann muss sich der Arzt dariiber klar sein, ob er eventuell iiber ein Berufsgeheimnis aussagen soli. Hat er irgend welche Zweifel, dann moge er unter Berufung auf § 52 derSt.-P.-O. im Strafprozess oder auf § 383 der Z.-P.-O. im burgerlichen Rechtsstreit es ablehnen, sich zu aussern und den vernehmenden Richter erst ersuchen, dass er die Personlichkeit, welche ihm das Berufs- geheimnis anvertraut hat, befragt, ob er von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit entbunden sei. Es ist nicht richtig, dass jede Aussage vor Gericht auch eine befugte Offenbarung des Berufsgeheimnisses darstellt, weil ein Richter den Arzt frage, der Richter aber unmoglich etwas Unerlaubtes von dem Arzt ver- langen konne. Die oben angefiihrten gesetzlichen Bestimmungen lassen hinsichtlich dieses Punktes keinen Zweifel. Gewiss wird es Falle geben, bei welchen der Arzt von den schwersten Gewissensskrupeln verfolgt wird, ob er das Berufsgeheimnis brechen soil oder nicht. Man erinnere sich in derartigen Fallen daran, dass das Reichsgericht (II. Straf-Senat, Urteil vom 16. Mai 1905) dem Arzt zugestanden hat, dass auch neben der Schweigeptlicht anderweite Berufspflichten des Arztes zu erfilllen seien. In dem betreffenden Falle hatte ein Arzt in zwei in einem Hause wohnenden Familien Patienten. In der einen Familie ein an Syphilis leidendes Madchen und in der anderen Familie ein Kind, an dem er die Schutzpockenimpfung vor- genommen hatte. Beide Familien verkehrten mit- einander. Der Impfling wurde gelegentlich, wenn er in die Wohnung der an Syphilis leidenden Person kam, von dieser ins Bett genommen. Der Arzt hatte es fur seine Pllicht gehalten, die Mutter seines Impflings vor einer Ansteckung durch die an Syphilis leidende Patientin zu warnen, und teilte ihr zu diesem Zwecke mit, dass diese an einer ansteckenden Krankheit leide, und dass sie das Kind vor einer Bertihrung mit der erkrankten Person hiiten moge. Die Mutter erklilrte