Die Cholera-Epidemie in Norddeutschland im Jahre 1850 : mit besonderer Rücksicht auf die Choleraepidemie zu Torgau : ein neuer Beitrag zur Erforschung und Bekämpfung dieser neuen Volksseuche / von C.F. Riecke.

  • Riecke, Karl Friedrich, 1802-
Date:
1851
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Credit: Die Cholera-Epidemie in Norddeutschland im Jahre 1850 : mit besonderer Rücksicht auf die Choleraepidemie zu Torgau : ein neuer Beitrag zur Erforschung und Bekämpfung dieser neuen Volksseuche / von C.F. Riecke. Source: Wellcome Collection.

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    ben. In Berlin erkrankten vom 6. bis 20. Aug'iist 132, am ‘20. Augnsl allein 51 iind slarben 17; am 21. erkrankten 51 und slar- ben 22; vom 20. bis 27. erkrankten 279 und starhen 134 Sie erreichte in diesen Tagen also hier ihre grosste Holie, obgleicli es erst die 3. Woche nach dem Ansbruch war. Ini Jahre 1848 erreichte sie daseibst erst in der 7. Woche, un im Jahre 1849 erst in der 9. Woche ihre grosste Hohe. Diese Thatsachen bewei- sen den Einfliiss der Witterung auf Entstehnng und Steigerung der Choleraepidemien, und die Aehniichkeit der Einwirkung des Climas mit der in tropischen Gegenden brachte aiich ahniiche Wirkiiugen hervor. Dr. Gravi er berichtet schon 1827 aus Pondichery (in Broussai’s annales de la medicine physiologique Bd. II.), dass die Cholera in Ostindien besonders dann znm .\usbruch komme, wenn kalte Nachte mit heissen Tagen plbtzlich abwechsein. In der That glich das Auftreten der Seuche in Torgau, Pegau u. a. 0. in diesen Tagen dem Auftreten derselben in tropischen Gegenden an schreckenerregender Bosarligkeit und rapidem Vcrlauf. Wahr- schciniich ist sie in diesen Tagen noch an andern Orten in iihnli- cher Weise aufgetreten, ohne dass es bekannt geworden ist. Merk- wiirdiger Weise traf atich die Steigerung der Epidemie in Barth mit einem starken Sclnvanken der Temperatur zusammen. Das Tlier- mometer fiel vom 19. bis 21. October von 8 Gr. + R. auf -j- 0,6. Seibst in den 3 letzten Tagen des November, ais an mehren Orten, wo die Epidemie bereits erioschen war, wieder einzalne Cholerafalle auftauchten, fand ein Schwanken zwischen 4 Gr. R. und — 1 stati. Es war also hier in Torgau der allgemeine alniospharische Einfluss, der den Ausbruch der Krankheit und ihre Bosarligkeit in diesen Tagen bedingte. Ilierzu kamcn nun noch brtiiche Verhiilt- misse, diirch welche jene gesteigert wurden. Diese lagen in den Wohnungen. Die Hauser sind in dem Stadttheile am Markl, so weit die Epidemie hier um sich griff, fast alie 3 bis 4 Stock hoch, sie sind von Briichsteinen erbaut, haben enge, finstere, der Luff, dem Lichte iinzugangliche Ilofe; der Unterschied in der Tempe- ratur in den Wohnungen und in der freien Luft, zwischen Tag und Nachl war also hier bedeutend, und es konnte nicht fehien, [dass diese auf die Bewohner einen nachtheiligen Einfluss ausiihfe. iWaren sie nun durch den herrschenden epidemischeii Einfluss schon |im Allgemeinen zum Erkranken disponirt, so musste der rasche IWechsel der Temperatur zum Ausbruch der Krankheit beitragen.