Verhandlungen des VI. Internationalen Kongresses für Geburtshülfe und Gynäkologie in Berlin vom 9.-13. September 1912 / herausgegeben von Ed. Martin.

  • International Congress for Obstetrics and Gynaecology 1912 : Berlin, Germany)
Date:
1913
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Credit: Verhandlungen des VI. Internationalen Kongresses für Geburtshülfe und Gynäkologie in Berlin vom 9.-13. September 1912 / herausgegeben von Ed. Martin. Source: Wellcome Collection.

    183/872 (page 163)
    unerwarteten Platzen eines Eitersackes die feuchte Gaze, weil sie sich viel schneller vollsaugt, weniger Schutz zu bieten als die in vielen Schichten aufgestopfte trockene. Bei sicher eiterfreien Fällen würde die feuchte Gaze den Vorteil gewähren, daß die Darmserosa weniger geschadet wird als von der trockenen, die oft den Abdruck ihres Maschengewebes auf derselben zurückläßt. Praktisch kommt denn im allgemeinen der trockenen Abdeckung der Vorrang zu, weil man so manches Mal ganz unerwartet Eiter begegnen kann. Wenn ich dennoch nicht den Eindruck bekommen habe, daß unter meinen Landsleuten ein bedeutender Unterschied in dem Operationsresultate hervortritt, je nachdem trocken oder feucht oder gar nicht intraperitoneal abgedeckt wird, so hängt dies wohl hauptsächlich mit der verschiedenen Technik und der verschie- denen Indikationsstellung zusammen; wer z. B. Adnexerkran- kungen in der Regel auf vaginalem Wege operiert, kommt weniger oft vor das Abdeckungsproblem zu stehen als derjenige, welcher auch da den ventralen Weg bevorzugt. Die theoretisch und experimentell begründete Gefahr der traumatischen Beleidigung des Bauchfelles soll man gewiß nicht allzuhoch veranschlagen: Mancher umsäumt die Bauchwunde mit Wundserosa oder übernäht sie mit Gaze, die an das Bauchfell ge- heftet wird (verschärfter Wandschutz!); die meisten Operateure stopfen die Bauchhöhle außerhalb des Operationsgebietes mit Gaze (oder dicken Gazekissen) ab; beim Peritonisieren der Wunden und Stümpfe, bei der Darmnaht, bei mancher Plastik an den inneren Geschlechtsteilen u. s. w. wird das Bauchfell doch ziemlich unzärtlicli behandelt, und dennoch (oder dadurch) erreicht man die besten Erfolge: glatte Heilung, keine Peritonitis, keine Adhäsionen. Das Peritoneum verträgt also ausgedehnte Beschädigung, sogar in der unvermeidlichen Kombination des Zutritts von Luft- und Hautkeimen, auch dann, wenn die Stümpfe nicht peritonisiert werden: bei unserer Umfrage hat sich etwas weniger als die Hälfte der holländischen Gynäkologen dahin geäußert , daß von ihnen nicht peritonisiert wird. Ich persönlich betrachte es als einen großen Vorteil, jeden Stumpf, auch den kleinsten, so glatt, wie es eben nur möglich ist, unter Peritoneum zu begraben, aber dennoch würde es mir schwer fallen, den Beweis zu erbringen für die Überlegen- heit des peritonisierenden Verfahrens; die Vergleichung der ver: schiedenen Resultate würde diesen Punkt wahrscheinlich unauf- geklärt lassen. 11*