Volume 2

Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten für Studierende und Ärzte / Strümpell-Seyfarth.

  • Strümpell, Adolf von, 1853-1925
Date:
1934
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Credit: Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten für Studierende und Ärzte / Strümpell-Seyfarth. Source: Wellcome Collection.

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    durch aufgelöst, und das aus dem Blutfarbstoff gebildete Hämatin schlägt sich gleich¬ zeitig mit den Phosphaten nieder, wodurch der Niederschlag eine kennzeichnende blut¬ rote Farbe erhält. Die van Deensclie Probe ist ebenfalls sehr scharf und leicht ausführbar. Man gießt auf den zu untersuchenden Harn eine jedesmal neu zubereitete Mischung aus gleichen Teilen alten Terpentinöls (oder Wasserstoffsuperoxyds) und frischer Guajaktinktur. An der Berührungsstelle beider Flüssigkeiten bildet sich bei dem geringsten Blutgehalt des Harns nach leichtem Schütteln alsbald ein schöner blauer Ring. Sehr empfehlenswert ist es, die Probe in der Weise anzustellen, daß man zunächst einen Teil des gut umgeschüttelten Harns filtriert, den feuchten Filter dann ausbreitet und nun einen Tropfen der Guajak-Terpentinmischung darauf tut. Wenn der Harn bluthaltig ist, bildet sich eine tiefblaue Färbung. Wichtig zu wissen ist es aber, daß auch eiterhaltiger Urin die Guajakprobe gibt. Der spektroskopische Nachweis. Endlich kann natürlich auch das Spektroskop zum Nachweis der Hämaturie dienen. Es müssen dabei die Spektra von Hämoglobin, Oxy¬ hämoglobin und Methämoglobin beachtet werden. Daß die im Harn nachweisbaren roten Blutkörperchen aus den Nieren und nicht aus den tieferen Harnwegen stammen, kann man nur dann sicher sagen, wenn sie den gleich¬ zeitig vorhandenen Harnzylindern aufsitzen. — Die Hämoglobinurie wird später in einem besonderen Kapitel besprochen werden. 2. Weiße Blutkörperchen. Daß die Leukozyten aus den Nieren und nicht aus den tiefer gelegenen Harnwegen stammen, kann man ebenfalls nur dann sicher annehmen, wenn sie auch an den Harnzylindern haften. Bemerkenswert ist, daß die Leukozyten im Harn bei den akuten und subakuten Nephritiden meist mononukleär sind. 3. Nierenepithelien. 4. Fetttröpfchen, Lipoidtröpfchen und Fettkörnchenzellen. Sie weisen unmittelbar auf eine vorhandene starke fettige oder lipoide Degeneration der Nierenepithelien hin. 5. Harnsäurekristalle, Urate und oxalsaurer Kalk, Bakterien u. a. Zur mikroskopischen Untersuchung der Harnsedimente läßt man den Harn sich in einem hohen Spitzglase absetzen. Bequemer und bei geringem Gehalt des Harns an geformten Bestandteilen weit zuverlässiger ist die Untersuchung des Harnsediments mit Hilfe einer Zentrifuge. Es ist aber dabei zu bedenken, daß namentlich die Harnzylinder durch starkes Zentrifugieren häufig mecha¬ nisch geschädigt werden. 3. Das Ödem der Nierenkranken. Während die Veränderungen des Harns bei der Diagnose eines jeden Nierenleidens zwar ausschlaggebend sind, gibt es doch noch gewisse andere Symptome, die ebenfalls in unmittelbarer Abhängigkeit von der Nieren¬ erkrankung auf treten, nicht selten überhaupt zuerst den Verdacht auf das Bestehen eines Nierenleidens hinlenken und infolge davon die genauere Un¬ tersuchung des Harns erst veranlassen. Unter diesen Symptomen ist die Wassersucht des Nierenkranken eins der häufigsten und wichtigsten. Zwar kann, keineswegs selten, sowohl bei akuten als auch bei chronischen Nephri¬ tiden und sonstigen Nierenerkrankungen jede ödematöse Anschwellung ganz fehlen; in zahlreichen Fällen steht der Hydrops jedoch durchaus im Vorder¬ grund des gesamten klinischen Krankheitsbildes. Wenn man sich fragt, welche Ursache das häufige Auftreten der Wassersucht bei Nieren¬ kranken habe, so scheint die Antwort hierauf auf den ersten Blick nicht schwierig zu sein. Da es eine der Hauptaufgaben der Niere ist, für die Ausscheidung des Wassers aus dem Körper zu sorgen, und da, wie wir später sehen werden, die erkrankte Niere in zahl¬ reichen Fällen diese Aufgabe nicht mehr oder wenigstens nur noch in geringem Maße erfüllen kann, so liegt es in der Tat sehr nahe, die Zurückhaltung des Wassers im Körper als die Hauptursache der dabei auftretenden Ödeme zu betrachten. Die klinische Be¬ obachtung scheint dieser Annahme im allgemeinen vollkommen zu entsprechen. Die Ödeme der Nierenkranken treten meist nur dann auf, wenn die tägliche Harnmenge vorher schon eine gewisse Zeitlang unter das gewöhnliche Maß herabgesunken war, während andererseits in solchen Fällen, in denen die Menge des ausgeschiedenen Harns trotz des bestehenden Nierenleidens eine normale oder sogar eine ungewöhnlich reichliche ist,