Volume 1

Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten für Studierende und Ärzte / Strümpell-Seyfarth.

  • Strümpell, Adolf von, 1853-1925
Date:
1934
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten für Studierende und Ärzte / Strümpell-Seyfarth. Source: Wellcome Collection.

    180/926 (page 152)
    phile Punktierung der roten Blutkörperchen lenkt bei angeblich Gesunden, auch ohne daß Malariaparasiten vorhanden sind, den Verdacht auf überstandene oder kommende Malaria hin, ebenso stärkeres Auftreten von poly ehr omatischen Erythrozyten bei gewöhnlichen Färbungen und das Vor¬ handensein vermehrter Erythrozyten mit Substantia granulojilamentosa bei Vitalfärbungen. Nach ausreichender Chininisierung verschwindet die baso¬ phile Punktierung. Polychromasie und Retikulozyten können sich dagegen bei der Chinintherapie lange behaupten. Auf den Wert der Untersuchung im lebenden, ungefärbten Präparat mit und ohne Dunkelfeld für diagnostische Zwecke sei besonders hingewiesen. Die Parasiten sind im Dunkelfeld leicht und mühelos aufzufinden. Die klinische Diagnose stützt sich in erster Linie auf den besprochenen mikroskopischen Befund, dann auf die klinischen Feststellungen und auf die Art der Chininwirkung. Die klinische Diagnose der einfachen, typischen Malariafieber aus den bekannten Symptomen ist nicht schwer. Milztumor findet sich bei allen ausgesprochenen Fällen von Tertiana und Quartana und ist daher ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel. Schwieriger ist die Diagnose der Tropika, insbesondere, wenn es sich um unregelmäßige Fieber handelt. Irrtümer werden oft durch nicht sorgfältig ausgeführte Temperatur¬ kurven bedingt. Um eine richtige Kurve zu erhalten, muß vierstündlich Tag und Nacht gemessen werden. Da sich dies nur selten durchführen läßt, ist es nötig, allermindestens viermal, besser fünf- oder sechsmal am Tage und zweimal in der Nacht, spätabends und frühmorgens, zu messen. Nur zweimaliges Messen am Tage ist vollkommen nutzlos. Häufig werden Malariafälle nicht erkannt bei Leuten, die in einer Ma¬ lariagegend anscheinend malariafrei (oft infolge der Chininprophylaxe, trotz der sie aber infiziert worden sind) geblieben waren. Lange Zeit, monatelang danach erkranken diese in malariafreier Gegend, in der Heimat, plötzlich an Malaria. Bei irgendeiner Gelegenheitsursache (s. o. S. 148), bei der man nicht an Malaria denkt, überwinden die Malariaplasmodien die sie in Schach haltenden Schutzkräfte des Körpers. Es machen sich Fieber- froste und andere Beschwerden, durchaus nicht immer typische Malariaanfälle, bemerkbar. Ebenso können selbst noch lange Zeit nach der scheinbaren Ausheilung der Malaria Rückfälle durch Gelegenheitsursachen ausgelöst werden. Die häufig verlängerte Inkubationszeit der Malaria (bis zu 9—12 Monaten und noch länger, oft ohne daß je Chinin genommen wurde) ist viel zu wenig bekannt. Es ist eine milde, chronisch verlaufende Malariainfektion bei ge¬ sunden, kräftigen Menschen, während der der Körper immer wieder Zeit hat, sich von den Schädigungen der Malariakeime zu erholen. Die auslösenden Ursachen wurden oben S. 148 genannt. Besonders wichtig sind die nach Blutverlusten, nach Verwundungen und Verletzungen auftretenden akuten Ausbrüche der Malaria oder der Malariarückfälle. Nur zu oft verkennt der Frauenarzt, der nicht an Malaria denkt, durch Menstruation oder durch den Geburtsakt ausgelöste Malariaanfälle. Noch häufiger täuschen die nach asep¬ tischen chirurgischen Eingriffen einsetzenden Schüttelfröste dem Chirurgen eine beginnende Infektion vor und veranlassen ihn zu unnötigen Maßnahmen. Ein Blutpräparat kann alle Fehldiagnosen vermeiden. Eins der wichtigsten, aber sehr häufig nicht genügend beachtetes Hilfs¬ mittel bei der klinischen Diagnose der Malaria sind Hautveränderungen. Recht bald zeigen die Kranken ein blasses, gelbliches, später ein erdfahles, aschgraues Aussehen. Die Haut bekommt infolge der Blutarmut, vorzüglich aber auch durch die Pigmenteinlagerungen einen fahlen Farbton, der