Volume 1

Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten für Studierende und Ärzte / Strümpell-Seyfarth.

  • Strümpell, Adolf von, 1853-1925
Date:
1934
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Credit: Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten für Studierende und Ärzte / Strümpell-Seyfarth. Source: Wellcome Collection.

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    Cutis selbst durch die Eiterung in ausgedehnter Weise zerstört war, kann die Heilung nur durch Narbenbildung zustande kommen. So entstehen die bekannten, durch das ganze spätere Leben hindurch sichtbar bleibenden Pockennarben (Abb. 17). Sehr häufig tritt nach Ablauf der Krankheit ein fast völliger Verlust des Kopfhaares ein, der zwar oft, aber nicht immer durch einen neuen Nachwuchs ersetzt wird. 2. Die Variol ois. Die Variolois ist keine von der Variola vera irgendwie verschiedene Krankheit, sondern sie stellt nur eine leichtere Form der Pocken¬ erkrankung dar. Eine scharfe Grenze zwischen den beiden genannten Formen gibt es, wie gesagt, nicht. Am häufigsten beobachtet man die Variolois bei Leuten, deren Disposition f ür die Pocken- erkrankung durch die Vakzination (s. u.) herabgesetzt ist. Wie schon erwähnt, kann man aus dem Verhalten der Krankheit während des Initialstadiums noch nicht mit Be¬ stimmtheit entscheiden, ob sich eine Variola vera oder eine Variolois entwickeln werde. Besonders leichte Anfangserschei¬ nungen erlauben zwar meist, die Variolois zu vermuten, und ebenso gilt das Auf¬ treten des oben erwähnten erythematösen Initialexanthems für ein in dieser Bezie¬ hung prognostisch günstiges Zeichen. Bald nach dem Beginn der Pocken- eruption ist aber die Entscheidung fast immer sicher zu treffen. Bei der Variolois ist die Eruption spärlicher oder sogar ganz vereinzelt. Sie zeigt häufig Unregel¬ mäßigkeiten und beginnt durchaus nicht immer, wie bei der Variola vera, im Ge¬ sicht, sondern häufig auch am Rumpfe. Die einzelnen Effloreszenzen unterschei¬ den sich in keiner Beziehung von denen der Variola vera. Oft aber kommt es vor, daß sie nicht alle Stadien bis zur starken Eiterung durchmachen, sondern schon vorher sich wieder zurückbilden. Zuweilen spricht man in solchen Fällen, in denen bloß Knötchen oder Bläschen entstehen, von einer Variolois verrucosa oder miliaris. Mit der Spärlichkeit und der geringeren Pustelbildung des Exan¬ thems hängt es zusammen, daß bei der Variolois ein Suppurationsfieber ganz fehlt oder nur angedeutet ist. Gewöhnlich fällt die Temperatur mit dem Aus¬ bruch des Exanthems in kritischer Weise zur Norm und bleibt dann dauernd regelrecht. Die Eintrocknung beginnt oft schon am 8.—10. Krankheitstage, so daß also die Gesamtdauer der Krankheit bei der Variolois wesentlich kürzer ist als bei der Variola vera. Schwerere Komplikationen kommen nur sehr selten vor. Pockenentwicklung auf den Schleimhäuten findet auch bei der Variolois häufig statt, aber ebenfalls im ganzen spärlich und nur in geringem Grade. Fieberverlauf. Erscheinungen von seiten einzelner Organe. 1. Fieber (s. Abb. 18). Im Initialstadium steigt die Temperatur, wie er¬ wähnt, meist rasch unter ausgebildetem Schüttelfrost in die Höhe und er¬ reicht während der nächsten Tage gewöhnlich 40—41° C. Am 3. bis