Beiträge zur Lehre von der Tabes dorsualis : eine Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Medicin und der Chirurgie unter dem Praesidium von Dr. Felix Niemeyer ... / vorgelegt von Ernst Spaeth.

  • Spaeth, Ernst.
Date:
1864
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Credit: Beiträge zur Lehre von der Tabes dorsualis : eine Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde in der Medicin und der Chirurgie unter dem Praesidium von Dr. Felix Niemeyer ... / vorgelegt von Ernst Spaeth. Source: Wellcome Collection.

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    Bildungsstufe entsprechende und leserliche Hand zu schreiben. Werfen wir einen Blick auf die Symptome, welche durch die Sensibilitätsstörungen der unteren Extremitäten hervorgerufen wer- den, so könnten wir uns, selbst wenn die Muskelsensibilität vollständig intact wäre, nicht darüber wundern, dass der Kranke im Finstern oder bei geschlossenen Augen sofort zu wanken beginnt und zu Boden stürzt, wenn er nicht gehalten wird. Der nahezu verloren gegangene Drucksinn erklärt dieses Sym- ptom zur Genüge. Wie der Kranke in der Nacht, wenn er auf dem Rücken liegt, in der Luft zu schweben glaubt, weil auch an der entsprechenden Stelle der Drucksinn nahezu vollständig erloschen ist, so hat er auch beim Stehen von der Unterlage, auf der seine Fiisse ruhen, keine Vorstellung, wenn dieselbe nicht durch den Gesichtssinn vermittelt wird. Ebendesshalb könnte, auch wenn die Muskelsensibilität intact wäre, durch diese jener Effect nicht aufgehoben werden, weil sich der Kranke nicht bewusst werden kann, auf welche Weise er seine Muskeln am Zweckmässigsten contrahiren müsste, um das Gleichgewicht zu erhalten. Dass wirklich die Verminderung des Drucksinns der Fusssohle allein solche Folgen haben muss, geht auch aus den Untersuchungen von W. Heyd *) hervor, der schon bei einem durch Kälte und Chloroform hervorgerufenen geringen Grade von Anästhesie bei geschlossenen Augen eine bedeutende Zunahme der Körperschwankungen constatirte. Nichtsdestoweni- ger sehen wir, wie wiederholt bemerkt wurde, dass unser Kran- ker, obgleich seine Drucksinnlähmung mit einer entschiedenen Störung der Muskelsensibilität am Unterschenkel complicirt ist, ohne Stütze und Führer grössere Wegstrecken zurücklegen kann. Sein Gang ist wohl etwas plump, aber bei geöffneten Augen nicht unsicher, und erinnert so wenig wie der ganze Verlauf der Krankheit an einen Tabeskranken. Wenn nun aber auch die Erscheinungen, welche eine genaue 1) Der Tastsinn der Fusssohle als Aequilihrinmgsrpittel des Körpers beim Stehen. Tübingen 1862. 3